„Emma“, eine weitere Roman-Verfilmung von Jane Austen
Himmlisch wie das Wetter

Merry Old England! Inmitten von Steuerdebatte und Rentenreform lehnt man sich zurück und schaut auf blühende Gärten, dekorative Landhäuser und Frauen in himmlischen Kleidern. Und von wegen schlechtes Wetter. Ewiger Sonnenschein über dem Städtchen Highbury, wo das Fräulein Woodhouse entspannte Tage auf dem Gut des Herrn Papa verbringt. Es muß eine starke Sehnsucht geben nach diesen Idyllen, wie sonst ist das Interesse an Jane Austens aristokratischen Müßiggängern zu erklären.

Sie tummeln sich im Kino des späten 20. Jahrhunderts, ganz Ebenbild ihrer Roman-Ahnen, die um 1800 im Empire nichts anderes zu tun hatten, als ihr Geld zu verprassen und über ihresgleichen zu tratschen. Da Dame Austen das alles so piekfein geschildert hat, liefert der Film das Ideal dazu, und wenn es gut geht, wird intelligente Unterhaltung daraus. Der amerikanische Regiedebütant Douglas McGrath steht seinen renommierteren Kollegen in nichts nach und versetzt mit heiteren Freiluftaufnahmen auch von Los Angeles aus sein Publikum in wohlige Schwingungen.

Denn die Emma, die hier agiert, ist sowohl ein american girl als ein ganz und gar britisches Früchtchen, von Hollywood-Designern stilgetreu hergerichtet und dabei von umwerfender Natürlichkeit. Gwyneth Paltrow füllt ihre Rolle durch vollkommene Kamera-Präsenz aus und schafft dank einer sensiblen Regie genau den augenzwinkernden Abstand, der das Thema von der Schnulze trennt.

Es kommt bei diesen adeligen Nichtigkeiten ja nicht auf den künstlerischen Bombast an, sondern auf das kleine Nebenher, wie man miteinander beim Picknick schwätzt und in Jane Austens quirlig hochgestochener Sprache die Messer wetzt. Die Drögheit solchen Lebens lauert hinter den ländlichen Tableaus, die nur beschönigen, wie gekonnt die Frauen auf einem engen Heiratsmarkt die Röcke schürzen mußten, damit einer der Herren hängenblieb. Als hausgemachte Expertin macht sich Emma nützlich, selbsternannte Kupplerin ohne Talent.

Ziemlich komisch, wie sie der tölpeligen Harriet todernst den falschen Kandidaten einredet und mit störrischem Liebreiz ihren eigenen Herzbuben erst einmal vertreibt. Vor lauter Durcheinander weiß der Zuschauer manchmal nicht mehr, wer mit wem was nicht hat, bis Emma und ihre Erzieherin Anne Weston (Greta Scacchi) das Gesellschaftsspiel wieder ordnen. Kein Zweifel, die Weiblichkeit von Highbury hat das Heft in der Hand und ist – ganz austen-like – an Klugheit unübertrefflich. Natürlich sind darunter auch: Schnattrige Gänse und hippelige Jungfern, doch dagegen die Männer – na ja.

Es gibt ein watteweiches Happy-End nach einem amüsanten Durchlauf. Die englische Fassung der Geschichte wartet übrigens schon. INGE RAUH

Zur offiziellen Homepage von Emma (engl.)

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