Madonna als singende Erlöserin inTanz auf dem Sektkorken
Damit kann das Märchen vom Aufstieg der armen Halbwaisen vom Lande beginnen: Erst als schwarzhaarige Eva Duarte, die von Bett zu Bett hüpft und Männer als Sprungfedern für ihre Karriere ausnützt. Dann als blonder Radiostar und Evita, die den aufstrebenden Oberst Juan Perón (Jonathan Pryce) erobert. Dieser ist von Mussolini begeistert und verkündet in weißer Uniform gleich einem Kapitän die Zukunft des von ihm beschworenen Traumschiffes "Argentina". Aber Alan Parkers "Evita" ist weit davon entfernt, auch nur der Versuch eines geschichtlichen Porträts zu sein. Denn der ehemalige Werbefilmer mit Hang zur Musik ("The Wall") hält sich bei seiner Adaption ganz an die Musical-Vorlage von Andrew Loyd Webbers "Evita". Ohne Dialoge schildert er die Geschichte in gesungenen Bildern, die er in schnellen Schnitten wie in einem Musikvideo aneinanderreiht. Über die Grenze des Erträglichen hinaus pumpt er diese mit großen Gesten und Gefühlen voll. Und im Spotlicht des Glanzes dreht sich immer wieder seine mit Juwelen behängte Hauptfigur Eva Perón.
Sicherlich erzählt "Evita" auch von den Erniedrigungen und Triumphen einer willensstarken Frau. Doch bei Alan Parker ist alles nur Etikette und Attribut. All die Walzer und Kronleuchter, die Aufmärsche, Paraden und begeisterten Volksmassen dienen den Mechanismen der inszenierten Herrschaft eines totalitären Systems. Hier gerinnt selbst Peróns Ausziehen seines Sakkos zum statischen Sinnbild für Volksverbundenheit. An der Seite des diktatorischen Führers der Besitzlosen fungiert Evita als geschminkter Wohlfahrtsengel, den die Massen verehren. Eine in Dior-Kleidern gehüllte "Erlöserin" für das darbende Volk. Sie stirb in diesem
musikalischen Mischspiel natürlich standesgemäß, das
heißt im singenden Schmerz, bereit für die Wiedergeburt
als Mythos. Mit dem letzen Klanghauch gehen dann auch
tatsächlich die Lichter aus, während sich sogar der
Himmel in Tränen ergißt. Operette sich, wer kann.
|
Informationen zu Anfangszeiten in den Kinos | |
![]() |
|
© NORDBAYERN INFONET |