„Ein Tag im Mai“, so trostlos wie das Wetter im Juni
Nichts ist mehr wie vorher

Kritik aus der

Ulla (Sanne Graulund) wächst alles über den Kopf: Der nörgelnde Exgatte und die bockige Tochter zerren an ihren Nerven. Trotzdem glaubt sie, daß alles ein gutes Ende findet.

Würde Jens (Rasmus Botoft) vielleicht mit Ulla tauschen? Jens sitzt in der Psychiatrie und will so schnell wie möglich zu seiner Freundin. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. . .

Michael (Niels Anders Thorn) hat durch sein gewinnendes Auftreten keine Probleme: wenn er jetzt einen bestimmten Vertrag abschließt, steht seiner Karriere nichts mehr im Wege.

Was Ulla, Jens und Michael miteinander verbindet? Nichts – doch „Ein Tag im Mai“ führt die drei für wenige, entscheidende Momente zusammen.

Vielleicht schwebte dem dänischen Jungfilmer Anders Rønnow-Klarlund eine ähnlich verzwickte Filmkon struktion vor, wie sie Krzysztof Kieslowski in seinem „Dekalog“ ersonnen hat: Schicksalhafte Begegnungen, Lebensläufe, die in wenigen Sekunden ihre scheinbar stabile Bahn verlassen, Sackgassen, denen sich ein unverhoffter Ausweg öffnet.

Aber wo Kieslowski geduldig die Weichenstellung registriert und dem Betrachter die Gefährdung seiner Existenz beiläufig aufzeigt, da trägt sein dänischer Epigone dick auf. Die Farbdramaturgie teilt die Protagonisten in warme, kalte und schwarzweiße Typen ein, die Parallelmontage versucht Zusammenhänge zu stiften, und über allem thront ein Nachrichtensprecher als allwissende Instanz.

Am Ende ist nichts mehr wie vorher – aber der Zuschauer will gar nicht wissen, wie es weitergehen könnte. Reika

  Kritik aus den

Wie ist alles Menschliche hienieden doch so wundersam verwoben. Besonders im Kino und in Dänemark, wo es sowieso etwas eng zugeht. Autorenfilmer Anders Ronnow-Klarlund läßt in seinem Film „Ein Tag im Mai“, ausgezeichnet mit dem Großen Preis beim Filmfestival Mannheim-Heidelberg '96, drei Menschenschicksale sich kreuzend oder zumindest dicht beieinander zu einem Wendepunkt kommen. Der Ort ist Kopenhagen am Stichtag des Volksentscheids zum EU-Beitritt, ein nationaler Schicksalstag, wenn man so will.

Die Tragödie in diesem Dreierpack Fortunas rankt sich um eine ehrgeizige Sängerin, die, aus einer Ehe mit Kind geflohen, ihr Leben als Single, angehende Profikünstlerin und aushäusige Mutter nicht auf die Reihe kriegt. Für sie endet der Tag am bittersten, die Ergriffenheit über ihr Fatum in Form einer Seifenoper hält sich in Grenzen.

Zweifellos als Komödie in den Zopf der Ereignisse hineingeflochten ist ein Geschäftsessen, mit dem ein smarter Vertreter über seine Konkurrentin triumphieren möchte. Im Stil eines überlangen Werbespots geht auch dieser Tage gelassen in die Hose.

Derart umrahmt hat die dritte, die Liebesgeschichte vom psychisch defekten Künstler, der mit einer stummen Rollschuhläuferin das Weite sucht, zwangsläufig Schwierigkeiten mit der Glaubwürdigkeit. Dabei ist sie rührend und komisch erzählt und hat mit dem prätentiösen Schicksals-Gebastel drumherum wenig gemein. -wu-

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