Aasgeier im Nadelstreifenanzug Jerry Maguire führt
ein glanzvolles Yuppie-Leben. Der 35-jährige Anwalt
vermarktet die Crème der amerikanischen Sportstars.
Alles dreht sich bei Jerry (Sony-Foto: Tom Cruise) um
Erfolg und Geld, nur glücklich macht ihn das nicht. Ein
kleiner Vorfall genügt, um den handy-schwingenden
Geschäftsmann aus der Bahn zu werfen: Der Sohn eines von
Maguire betreuten und schwer verletzten Sportlers liest
ihm die Leviten und ganz plötzlich meldet sich sein
nicht mehr vorhanden geglaubtes Gewissen. Jerry
beschließt, einen menschlicheren Kurs einzuschlagen,
nimmt sich mehr Zeit für seine Klienten und verliert
dadurch einige Aufträge. Natürlich wird er prompt wegen
seines systemgefährdenden Verhaltens von seiner Agentur
gefeuert.
Was nun
folgt ist allzu absehbar und kaum originell: Das schöne
Appartment muß Jarry genauso aufgeben wie seine
statusbetonte Superfreundin. Nur der spleenige
Footballspieler Rod (Cuba Gooding Jr.) und die
schnuckelige Buchhalterin Dorothy (Sony-Foto: Renee
Zellweger) bleiben ihm bei seinem Kampf gegen die
Windmühlen einer zynischen Geschäftswelt. Am Ende
jedoch wird alles wieder gut. Der professionelle
Wiedereinstieg gelingt, die Assistentin landet in Jerrys
Ehebett und alle drücken den Erfolgsmann wieder an ihr
Herz.
Warum
also das ganze Theater und ein Film von 138 Minuten
Länge? Die Botschaft, daß wirkliche Liebe und
Freundschaft mehr wert sind als alles Geld der Erde, ist
viel zu platt, um Zweifel am puren Materialismus zu
vertreiben. Der Versuch, eine zeitgemäße Version vom
Tod eines Handlungsreisenden zu erzählen, bleibt auf der
Strecke. Daß Cameron Crowes "Jerry Maquire - Spiel
des Lebens" nicht völlig im Sumpf der
Allgemeinplätze und in zuckerschwerer Romantik versinkt,
verdankt sich vor allem den kleinen Nebengeschichten und
der äußerst eigenwilligen Männerfreundschaft am Rande
des Ruins. rou
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