Gags unter der  Gürtellinie

Kritik aus der

Vielleicht gehört 'Kleines Arschloch' zum Primitivsten und Geschmack- losesten, das deutschen Kinobesuchern bislang zugemutet wurde. In diesem Fall dürfte man das Vorhaben, die populären Comic-Geschichten von Walter Moers in einen Kinofilm umzusetzen, als gelungen bezeichnen.

Wer Spaß an permanent onanierenden, kopulierenden und ejakulierenden Trickfilmfiguren mit großen Knollennasen hat, wird Gefallen an diesem Werk finden. Eine zusammenhängende Handlung jedoch gibt es nicht. Anderthalb Stunden lang werden Gags aus den Comic-Büchern unmotiviert aneinandergereiht. Als krampfhaft erzwungene Rahmenhandlung dient das Tagebuch des "Kleinen Arschlochs". Das "Kleine Arschloch" (Bild oben) ist ein zwölfjähriger pubertierender Rotzlöffel, der sich verliebt. Doch seine Angebetete, Frau Koschmidder, ist 60 Jahre älter als er. Liebevoll singt der liebestolle Knirps für seinen Schwarm: "Gerade haben wir uns noch begattet, und schon wirst du bestattet." Wenn's mit der Liebe nicht klappt, gibt es unter der Bettdecke "autoerotische Experimente im Unterleibsbereich". Das ist noch einer der harmloseren Scherze dieses Films.

Zwischendurch ertönt viel Musik: Das "Kleine Arschloch" singt in der Band "Die Giftzwerge". Die spielen auf dem Weltkirchentag ein satanisches Musical, auf einem Nazi-Treffen türkische Folklore und in einer Trucker-Kneipe folgerichtig den "Anti-Country-Song". Und immer gibt es statt Applaus am Ende Prügel.

Heimlicher Star des Streifens ist Klein-Arschlochs Großvater. "Der alte Sack", synchronisiert von Helge Schneider, der auch den Schlußsong des Films singen durfte. "Der alte Sack" sitzt wegen Dauer-Mastur- bation im Rollstuhl und hat auch im hohen Alter immer nur das Eine im Kopf. Er ist Mitglied in der "Kirche der heiligen Vagina", die an die "befleckte Empfängnis" glaubt. Auf dieser zotigen Humorebene, die selbst die Grenzen des schlechten Geschmacks unterschreitet, bewegt sich der komplette Film. Den Produzenten Hanno Huth, der schon drei Helge-Schneider-Filme und die "Manta"-Klamotte auf dem Gewissen hat, beeindruckte es offenbar wenig, daß ein Comic vom "Kleinen Arschloch" schon zweimal auf dem Schreibtisch der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften lag. Für "Kleines Arschloch" gilt: Vulgäre Obszönitäten werden nicht dadurch geschmackvoller, daß sie gezeichnet sind. Harry Luck, ap

  Kritik aus den

Kult-Comics landen im Kino, da führt kein Weg daran vorbei. Schon gar nicht bei einem umtriebigen Zeichner wie Walter Moers, der mit Käpt'n Blaubeer und dem Kleinen Arschloch gleich mehrere Fan-Klubs in verschiedenen Altersklassen bedient. Neben einer pfiffigen Feder verfügt Moers über ein bemerkenswertes Gespür bei der Vermarktung seiner Ideen.

Auch beim Sprung ins Kino erweist er sich nicht nur als allgegenwärtiger Reklame- trommler in eigener Sache, sondern als feinfühliger Dramaturg seiner Bildergeschichten. Sein kleines Ferkel schreibt fleißig Tagebuch (jeweils eine Calvin-Klein-Unterhose seines Vaters auf dem Kopf) und verknüpft so mühelos die für Eingeweihte leicht identifizierbaren Episoden.

Als ein Genuß der Sonderklasse rollt der Opa (Bild rechts, alle Fotos: Eichborn) resp. Der alte Sack mit der Stimme (und wohl auch dem Text) von Helge Schneider durch den Film. Ein Quentchen Transzendenz in all dem Unflat. Empfehlenswert! -wu-

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