"Knockin' On Heaven's Door" mit Til Schweiger
Tot ist hier nur der Film

So spitzbübisch wie ein Aufreißer bei seiner Anmache lächelt der Tod nicht. Daß Martin (Til Schweiger/Fotos: Buena Vista) einen Gehirntumor hat und Rudi (Jan Josef Liefers) Knochenkrebs, daß beiden nur noch wenige Tage zum Leben bleiben, ist nur ein geschmackloser und dummer Aufhänger für "Knockin' On Heaven's Door", einem neuen Tiefpunkt in der Reihe der neudeutschen Filmklamotten.

Aber die werden so kinofüllend gut verkauft, daß sich inzwischen die großen Verleiher ihrer annehmen. Thomas Jahn in seiner ersten Regiearbeit und Til Schweiger als Produzent haben für ihre Genre-Klamotte eines Road-Movies zwischen norddeutscher Tiefebene und den Niederlanden den Disney-Ableger Buena Vista gewinnen können. Doch selbst vom amerikanischen Entertainment-Durchschnitt ist dieser Film so weit entfernt, wie Martin und Rudi in ihrem Sterbezimmer vom Meer, das beide unbedingt noch einmal sehen wollen, bevor das letzte Stündlein schlägt. Also klauen sie ein Auto, es ist natürlich zufällig ein Gangsterwagen mit Geld und Knarre darin, um das Nichts von Handlung mittels Verfolgungsjagden, Schießereien und materialintensivem Action-Klamauk auf über 90 Minuten dehnen zu können.

Dabei stimmt nichts an "Knockin' On Heaven's Door": Til Schweiger beherrscht nur die Standardmimik des frechen Grinsens und seine albernen Todeskrampfimitationen entstammen dem Repertoire eines Anfängers an der Schauspielschule. Jan Josef Liefers lächelt so treuherzig wie ein netter WG-Zimmergenosse, und der Rest an Personal, über das Martin und Rudi bei ihrer einfallslosen Flucht zum Meer stolpern, besteht von Polizisten, Gangstern über Huren und Journalisten nur aus den schlimmsten Knallchargen.

Wie kann so etwas überhaupt funktionieren? Ganz einfach, beim Publikum wird eine "Jetzt-lassen-wir-die-Sau-raus"-Stimmung erzeugt, das kennt man vom eigenen Wochenendvergnügen. Die asphaltplatten "Sinn-des-Lebens"-Dialoge stören dabei allerdings massiv, auch sonst macht der Film den Eindruck, als sei alles einigermaßen brauchbare Material hektisch am Schneidetisch zusammengeflickt worden. Schrott und Gefühlskitsch sind das Ergebnis: Das Meer bleibt eine Fototapete, der Puff ein rotes Neonherz, und Til Schweiger lächelt - hoffentlich aus Verzweiflung. th

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