Michael Hoffmans Historien-Film |
Kritik aus der
London im Jahr 1660: Die elfjährige Puritanerherrschaft unter Oliver Cromwell ist beendet, König Charles II hat die Monarchie wiederhergestellt und regiert in Prunk und Ausschweifung. Ganz nach dem Geschmack des begabten jungen Arztes Robert Merivel, der als Betreuer der königlichen Hunde an den Hof gerufen wird. Er genießt das dekadente Leben eine Zeitlang in vollen Zügen, doch dann nimmt sein Schicksal einen anderen Verlauf: Merivel soll dem König als Strohmann zu einer amourösen Intrige dienen, und das ist der Anfang eines langen, nicht immer angenehmen Weges, der Merivel schließlich wieder zu seiner eigentlichen Bestimmung, der Heilkunst, zurückführt. Hollywood-Regisseur Michael Hoffmans Romanverfilmung Restoration Zeit der Sinnlichkeit kann nicht nur mit guter Besetzung aufwarten (Robert Downey Jr. spielt Merivel, Sam Neill den König, in weiteren Rollen sind David Thewlis, Meg Ryan, Ian McKellen und Hugh Grant zu sehen), seine Stärke ist vor allem die Fähigkeit, das 17. Jahrhundert in aufwendigen Bildern wiedererstehen zu lassen. Nicht zu Unrecht wurden Ausstatter und Kostümbildner 1996 jeweils mit einem Oscar ausgezeichnet. Das freigelegte Herz Barock sind freilich nicht nur die Dekors, es ist auch die Art, wie diese Bildungsroman-Geschichte symbolreich erzählt wird: In einer der ersten Szenen ist der junge Merivel der Einzige, der es wagt, das freigelegte, schlagende Herz eines Patienten zu berühren, und später ist es ein herzförmiges Medaillon, das zum glücklichen Ausgang beiträgt. Auch Hinweise auf die Bedeutung des Rollenspiels, auf die Macht der Sterne sowie den Gegensatz von Narrheit und Weisheit vertiefen die (ein wenig zu moralische) Fabel unaufdringlich. Unterm Strich: Ein recht sehenswerter Film, der endlich, mit einiger Verspätung, in unsere Kinos kommt. map |
Kritik aus den Am Hofe Charles II., mit dessen Regentschaft die puritanische Sittenstrenge der Ära Oliver Cromwells endete, ist der Bär los. Überladener Pomp, Wollust, Eitelkeiten, wohin das Auge blickt (und damit das passende Ambiente für einen Kostümfilm). An Mätressen herrscht ebensowenig Mangel wie an Emporkömmlingen, die um einen Platz in der Gefolgschaft des sinnenfrohen Herrschers buhlen. Restoration Zeit der Sinnlichkeit erzählt ausschweifend die Geschichte eines dieser Hofschranzen. Und weil man es mit einem Historienplott aus Hollywood zu tun hat, wo nahezu jede Story eine Moral haben muß von deren wunderbarer Wandlung des Helden vom Saulus zum Paulus, sprich: vom selbstgefälligen Speichellecker zum Helfer der Kranken und Armen. Merivel (Robert Downey jr.), ein beruflich wenig ambitionierter Mediziner, sonnt sich nach der Heilung eines königlichen Hofhundes in der Gunst des Herrschers. Der verheiratet ihn zum Schein mit seiner Lieblingsmätresse. Der Befehl, den Merivel bereitwillig befolgt, erweist sich aber als emotionaler Bumerang. Völlig unprogrammgemäß verliebt sich der Quacksalber in die für ihn unerreichbare Angetraute fast schon ein Talkthema für Bärbel Schäfer. Merivels höfische Karriere zerplatzt im Augenblick der Selbsterkenntnis und der Film des Gefühlskino-Spezialisten Michael Hoffman (Tage wie dieser) nimmt elegant, aber witzlos die absehbare Kurve zum moralinsauren Bildungsroman. Der Held schuftet nunmehr in einem Hospital der Quäker und entdeckt nicht zuletzt durch die Zuneigung einer burschikosen Irin (Meg Ryan) die einfachen Freuden des Samariterlebens. Weitere Schicksalshämmer, wie der Liebsten Tod im Kindbett, Pestilenz und Feuersbrunst festigen seinen Charakter erst recht. Ohne Selbstmitleid kann der einst so wehleidige Stenz am Ende die uns alle bewegende Frage stellen: Warum wird man von jenen, denen man aufs heftigste zugetan ist, nicht im gleichen Maße wiedergeliebt? Ins Herz gezielt und voll getroffen. Ein opulent ausgestatteter, wunderschön fotografierter Streifen von beträchtlicher, abgefeimt dosierter Verlogenheit. mime |
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