Charmante Komödie:
"Rosannas letzter Wille"
Platzmangel am Friedhof

Kritik aus der

„Man kann doch nicht einfach aufhören, Italiener zu sein“, mit diesem letzten Satz des Films bringt Jean Reno (Foto: Tobis) als Kneipenwirt Marcello den Charme der Filmkomödie „Rosannas letzter Wille“ auf den Punkt. Und charmant sind nicht nur die mediterranen Bilder von Palazzi, Olivenbaumhainen und sonnenverwöhnten Landstrichen, auch die Charaktere, um die sich die Geschichte dieser eigentlich britischen Produktion aufbaut. Sie besitzen eine angenehme südländische Portion Hirn, Herz und Humor.

Dieser Film von Paul Weiland ist ein ästhetische Komödie. Und ein Stück weit auch eine himmlische, das zeigt sich von Anfang an. Da balanciert ein Seiltänzer in luftiger Höhe vorsichtig über die Köpfe einer Trauergesellschaft und wirft Rosenblätter auf ein Grab. Vor dem Sarg trauern Zirkusartisten um den verstorbenen Kollegen. Auch Marcello Beatto steht schwermütig da. Aber Ursache seines Kummers ist nicht das menschliche Ableben, sondern der weitere Verlust einer Grabstelle. Nur noch drei Gräber des Dorffriedhofes sind frei, und Capestro, der Besitzer des angrenzenden Grundstücks, will nicht verkaufen.

Gleichzeitig aber ist es der letzte Wille von Marcellos unheilbar kranker Frau Rosanna (gespielt von Oscar-Preis- trägerin Mercedes Ruehl), neben ihrer verstorbenen Tochter bestattet zu werden. Was also macht ihr Ehemann? Er versucht tapfer zu verhindern, daß jemand in Trivento stirbt. Er spendet Blut, entreißt Zigaretten und läßt seine Kneipengäste nicht betrunken nach Hause fahren. Letzteres führt dazu, daß der Dorfbewohner Rossi nicht schlafend in seinem Bett, sondern verstorben in der Tiefkühltruhe landet. Zumindest vorübergehend, damit er kein weiteres Grab füllt. Denn Sterben scheint in Trivento in Mode gekommen zu sein.

Der Film spart mit abgedroschen Gags. Er birgt dafür eine Fülle von Sprachwitz, der sich in nahezu jedem Dialog zwischen den erfreulich mit dem Film harmonierenden Schauspielern bemerkbar macht. Und kann Jean Reno als Marcello auch nicht alle Dorfbewohner am Leben erhalten, so gelingt ihm das zumindest mit der Aufmerksamkeit des Kinobesuchers. müc

  Kritik aus den

Der Kneipenwirt Marcello (Jean Reno) kann halsbrecherische Spielchen nicht ausstehen. Besonders wenn sie sich im Kirchsprengel seiner malerischen Heimatgemeinde zutragen. Dort nämlich wird es eng auf dem Friedhof, seitdem eine ganze Dynastie motorradelnder Hochseilartisten zuerst auf und dann unter der ihr gar nicht zustehenden Erde gelandet ist. Mit Tränen der Panik in den Augen beobachtet er das – schon wieder seiltanzende – Begräbniszeremoniell.

Bild Mercedes Ruehl

Seiner herzleidenden Gattin Rosanna (eine Spur zu kregel für eine derart dramaturgisch wichtige Moribunde: Oscar-Preisträgerin Mercedes Ruehl, oben) hat Marcello gelobt, sie neben die früh verstorbene Tochter betten zu lassen, falls denn das Unvermeidliche geschehen sollte. Deshalb regelt er den Verkehr nach der Kirche und rupft seinen Gästen die Zigaretten aus dem Mund. Noch mehr Leichen darf es einfach nicht geben.

Schuld an dem Mangel an geweihter Erde trägt der lokale Baron Iaccoponi (Trevor Peacock), der, einst von Rosanna verschmäht, sich einer Friedhofserweiterung widersetzt. Mit ihm verhandelnd und in hektischer Geschäftigkeit periphere Todesfälle vertuschend, reibt sich Marcello in grotesk todesnaher Vitalität auf.

Der britische Regisseur Paul Weiland, bislang von „Mr. Bean“-
Episoden bis „City Slickers II“ eher erfolglos, bemüht sich mit tadellosen Schauspielern und einem pfiffigen Skript um eine Reanimation der ländlich-italienischen Filmkomödie. Daß seine amerikanischen Coproduzenten die romanischen Bild- und Gefühlswelten, diesen irren Wischer volkstümlicher Frömmigkeit gern mit einem gehörigen Schuß Rührseligkeit vermengen, hat er leider keinen Augenblick lang vergessen.

Das wirkt wie ein Schuß Ketchup auf der Pasta. -wu-

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