"Sleepers", der neue Film von Barry Levinson
Von der Kindheit in die Hölle

Keine einfache Geschichte: vier heranwachsende Jungen, die in der trägen Sommerhitze im New York der 60er Jahre einen Streich mit ungewollt verheerenden tödlichen Folgen aushecken, landen in einer Besserungsanstalt; dort werden sie monatelang von sadistischen Aufsehern psychisch gequält und sexuell mißbraucht. Sie verschweigen die Demütigungen, aus Angst und aus Scham, auch gegenüber ihrem einzigen Vertrauten, dem Priester ihres Stadtviertels. Rund 20 Jahre später stoßen zwei von ihnen zufällig auf den schlimmsten ihrer Peiniger; selbst längst schon auf die schiefe Bahn geraten, machen sie kurzen Prozeß und strecken ihn mit ein paar Schüssen nieder.

Die folgende Gerichtsverhandlung gegen Tommy und John ist ein genau kalkuliertes Komplott: im verschwörerischen Miteinander erwirken die beiden ehemaligen Freunde der zwei Angeklagten zusammen mit einflußreichen Bewohnern ihres Viertels , einem bestochenen Anwalt und der Hilfe von Pater Bobby, der sich zu einem Meineid überreden läßt, einen Freispruch. Wirklich frei, erlöst von den quälenden Erinnerungen an früher, wird allerdings keiner der vier jemals wieder sein.

Virtuose Kamera

Keine einfache Geschichte; zu komplex jedenfalls für die chronologische Erzählweise von Regisseur Barry Levinson (von "Rain Man" eigentlich in guter Erinnerung), der - nach dem autobiographischen Roman von Lorenzo Carcaterra - auch das Drehbuch zu seinem neuen Film "Sleepers" geschrieben hat. Nacheinander präsentiert er eine unbefangene Jugendfreundschaft, die Tragödie des Mißbrauchs unter dem Deckmantel pädagogischer Zuwendung und die Entwicklung eines Gerichtsdramas - überzeugend vermittelt wird keine der Ebenen, besonders nicht das beklemmende Potential des mittleren Teils oder die Spannung des letzten. So bleibt dem Zuschauer die innere Teilnahme verwehrt; das vermögen weder eine infernalische Tonspur noch die Kamera von Michael Ballhaus wettzumachen, dessen virtuose Fahrten und Schwenks eine immense Dynamik entfesseln, aber in der Regie keine Entsprechung finden und ins Leere laufen.

Nur die illustre Schauspielerriege mag zeitweise über die Schwächen hinwegtrösten - mit Brad Pitt, Robert de Niro, Jason Patric und Dustin Hoffman ist "Sleepers" hochkarätig besetzt; vor allem Hoffman als heruntergekommener Anwalt, den müden Blick auf das Glas Whisky geheftet, beschert dem Film ein paar unvergeßliche Szenen. Tamara Dotterweich

Zur offiziellen Homepage von SLEEPERS (engl.)

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