Yakuza-Spiele mit Todesfolgen
Der seltsame Japan-Thriller „Sonatine“

Kritik aus der

Herr Murakawa (Takeshi Kitano) sieht aus wie ein Geschäftsmann, kleidet sich tadellos und benimmt sich entsprechend: moderat im Stil, knallhart in der Sache. Nur sind seine Geschäfte illegal, seine Philosophie lautet: Zahl' oder stirb! Herr Murakawa ist ein Yakuza, ein japanischer Gangster mit eigenem Ehrenkodex.

Wie es sich für seriöse Geschäftsleute gehört, soll Murakawa mit seinen Untergebenen im Streit zweier verfeindeter Clans vermitteln. Leider hält sich der Nachwuchs nicht an die Spielregeln: Ein Blutbad beendet die Konferenz.

Takeshi Kitano gilt in Japan als Enfant terrible auf allen Kanälen. Als Kabarettist, Karikaturist, Sport- und Politkommentator ist er nicht weniger berüchtigt denn als Schauspieler, Autor und Regisseur in Personalunion. Angeblich sei er unfähig, Kamera und Schauspieler zu führen; "Sonatine" ist ein plastischer Beleg seines eigenwilligen Inszenierungsstils. Vor einer vorwiegend statischen Kamera bewegen sich die Darsteller in gemessener Bewegung, als steckten sie in Brustpanzern; Gewalt wird emotionslos zugefügt und zähneknirschend erlitten. Der Dialog beschränkt sich auf das absolut Notwendigste, für differenzierte Gefühle ist kein Platz. Der betont kühle Inszenierungsstil treibt die Manierismen des Gangsterfilms so sehr auf die Spitze, daß er nur zu bald Gelächter herauskitzelt, dieses aber schnell im Halse des Publikums steckenbleibt - um so mehr, als in "Sonatine" alles todernst gemeint ist.

Wie es sich für eine Sonatine gehört, ist Kitanos Gangsterfilm überlegt strukturiert: mit Einleitung, Hauptsatz, einem langen Zwischenspiel mit überraschenden Variationen und einem rabiaten Finale. reika

  Kritik aus den

Murakawa ist ein Yakuza, ein kaltblütiger Verbrecher im Geflecht der japanischen Mafia. Konflikte in den eigenen Reihen lassen ihn zunehmend unzufriedener werden. Trotzdem bricht er nach Okinawa auf, um einer dort ansässigen Organisation in einem Bandenkrieg zu helfen. Als die Situation aus den Fugen gerät, flüchten Murakawa und die Überlebenden in eine entlegene Strandhütte, wo sie in paradiesischer Abgeschiedenheit allerlei lustige bis zynische Spielchen treiben – bis ein Killer in das Szenario platzt.

Es ist ein seltsamer Humor, den Regisseur Takeshi Kitano in seinem vierten Regiewerk „Sonatine“ von 1993 ebenso seltsam verpackt. Der Workaholic aus Japan – vom TV-Komiker zum Regisseur, Drehbuchautor und Darsteller seiner eigenen Filme avanciert – sieht seine Werke als Parabel auf sein Heimatland. Die Yakuza-Gemeinschaft als Zuspitzung dessen, was die japanische Gesellschaft ausmacht. Es ist bezeichnend, daß die ausländische Filmkritik ihn mit Lob überhäufte, während seine Regiearbeiten im eigenen Land erfolglos blieben.

Die üppigen Gewalt- und Splitterszenen in „Sonatine“ lassen seltsam unberührt, ohne Tempo und Spannung zieht sich der Film über 94 Minuten. Kitano beschränkt sich darauf, das Sterben zu zeigen, dazwischen bleiben nur ein paar flüchtige Dialoge und viel Leere, die die farblosen Bilder alleine nicht zu füllen vermögen. Klassisch stehen am Ende der Held und die Prinzessin in der Landschaft, doch er erschießt sich einsam in seinem Auto. Der sinnlose Schluß eines sinnlosen Films. gnad

Informationen zu Anfangszeiten in den Kinos

zurück zur Titelseite

© NORDBAYERN INFONET