"Paris was a
woman" |
Punkt für Punkt legt sich über die Pariser
Straßenkarte, jenseits des linken Seineufers, ein
Spinnennetz. Wie eine Reiseleiterin führt Greta Schiller
nämlich recht einfallsreich in ihrem Film Paris
Was A Woman den Zuschauer von Markierung zu
Markierung, von einem literarischen Zentrum zum
nächsten, von einer interessanten Frau zur anderen, von
der amerikanischen Schriftstellerin Getrude Stein, über
die Buchhändlerinnen Adrienne Monnier und Sylvia Beach
hin zur amerikanischen Journalistin und Autorin Djuna
Barnes. Ähnlich wie in Andrea Weiss' gleichnamigem Buch, das auf der Grundlage des Films entstand, widmet die amerikanische Regisseurin jeder der berühmten Frauen ein eigenes Kapitel, das nicht nur die literarische Seite betrachtet, sondern auch die lesbischen und sozialen Beziehungen untereinander thematisiert: Somit entsteht ein beeindruckendes und interessantes Zeitpanorama des weiblich geprägten intellektuellen Lebens der französischen Metropole in den 20er und 30er Jahre. In gründlich recherchierter Archivarbeit hat die Filmemacherin diese mittlerweile berühmten Frauen der Vergessenheit entrissen: mit authentischem Film- und Tonmaterial, bislang unveröffentlichten Fotos, Portaits und Tagebucheintragungen;besonders wertvoll sind sicherlich die Interviewmitschnitte mit damligen Zeitzeuginnen, wie beispielsweise der deutschen Fotographin Gisele Freund oder der amerikanischen Journalistin Janet Flanner. Neben der spezifisch weiblichen Thematik dokumentiert der Film freilich auch ein Stück Zeitgeschichte mit Erstem Weltkrieg, Weltwirtschaftskrise, dem aufkommenden Nationalsozialismus, und dem Einmarsch der deutschen Armee in Paris- dem abrupten Ende der weiblichen Ära. sc Als Begleitlektüre empfiehlt sich: Andrea Weiss: Paris war eine Frau. Die Frauen von der Left Bank. Aus dem Englischen übersetzt von Susanne Goerdt. Edition Ebersbach 1996. 240 S., DM 49,80. |
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