Liebe, Stärke, Mitgefühl - für alle?

Kritik aus der

Dieser Film hat den Fehler vieler Filme: er stellt nichts in Frage. „Liebe! Stärke! Mitgefühl!“ lautet der Titel, und das ist eine Forderung. Muß man sich ihr fügen? Natürlich muß man. Man ist auch nur ein Mensch. Auch wenn man sich sträuben mag, weil das amerikanische Kino mit seinen Forderungen wieder einmal so schamlos daherkommt, stets lächelnd oder, wenn das allein nicht hilft, mit ein paar wunderbaren Tränen. Alles in diesem Film ist naturgemäß wunderbar, das sieht hier auch ein Blinder: und so streichelt Bobby (Justin Kirk), um dem Herrgott dafür zu danken, im Garten die Blumen und die Rinde der Bäume.

Bobby ist, wie Gregory (Stephen Bogardus) und Buzz (Jason Alexander) und alle anderen Männer in diesem Film, schwul – deshalb muß er uns (wie alle anderen Männer in diesem Film) ganz besonders lieb und stark und mitfühlend verkauft werden. Wie Terrence McNallys gleichnamiger Broadway-Erfolg ist auch Joe Mantellos Verfilmung eine einzige Verklärung: der Mythos einer homosexuellen Familie – glücklich auch ohne Trauschein oder Kindertraube – wird in idyllischen Bildern nachinszeniert. Man trifft sich im Landhaus am See, man plaudert und planscht, kleiner Streitigkeiten und sexuelle Konkurrenzen enden, wie nicht anders zu erwarten, versöhnlich unter Sternenhimmel und Mondschein.

„Liebe! Stärke! Mitgefühl!“ nimmt dabei immerhin kein Blatt vor den Mund (oder andere Körperteile). Die frivolen Spitzen und drastischen Dialoge können die Sentimentalität jedoch nur bedingt bannen und die vorgeführte Solidarität im Angesicht von Aids arbeitet ihr ungehemmt zu. Schwul und schwülstig werden laufend verwechselt, vor allem vom Soundtrack. Ob man englische Dandys, zickige Musical-Freaks und glutäugige Latinos für Klischees hält oder doch die Wirklichkeit, bleibt jedem selbst überlassen. Vielleicht ist beides unerträglich.

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  Kritik aus den

Acht schwule Freunde treffen sich regelmäßig für ein Wochenende in dem alten Landhaus von Gregory. Der sensible Gastgeber ist Choreograph und studiert in der Idylle am See gerade ein neues Stück ein. Die Männer reden viel von der Liebe, die Pärchen halten Händchen, und der Einzelgänger John hadert mit dem Schicksal, von niemandem gemocht zu werden. Störenfried im Freundeskreis ist der junge und knackige Ramon. Eines Nachts verführt er vor dem offenen Kühlschrank Gregorys Freund Bobby – Streit und Eifersucht sind vorprogrammiert. Aber „Liebe, Stärke, Mitgefühl“ (Regie: Joe Mantello) ist auch ein Film über Buzz und James, die beide an Aids erkrankt sind und sich in dem Landhaus lieben lernen. Leider sind viele Dialoge purer Kitsch und rutschen ab ins Rührstück. Szene auf dem Rasen, zwei Freunde versöhnen sich: „Ein Pulli für dich.“ „Danke.“ „Sei nachsichtig mit mir.“ „Aber ja.“ „So viele Sterne (Seufzer). Bete für Buzz.“ „Ja.“ Da juckt der Weichspüler in den Augen, wenn die softigen Dialoge ins Mittelohr krabbeln.

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