Intergalaktische Kakerlake
Amüsant und bizarr:
Barry Sonnenfelds Science-fiction-Parodie „Men in Black“
„Es ist wie ,Casablanca', nur ohne Nazis“, erklärt Spezial-Cop „K“ (rechts, Tommy Lee Jones) seinem Novizen „J“ (links, Will Smith) das absonderliche Alien-Szenario, das die Grundlage für Barry Sonnenfelds ironisch-circensische Persiflage auf das Science-fiction-Genre bildet. Demnach leben in den USA unbemerkt von der Öffentlichkeit seit den fünfziger Jahren Außerirdische in Menschengestalt. Sie arbeiten als Taxifahrer oder Lehrer, andere kennt man aus der Politik.

Ohne mit der Wimper zu zucken, erklärt Jones' abgebrühter Agent K so die Existenz all dessen, was unerklärlich scheint. Silvester Stallone und Michael Jackson sind Aliens, Elvis ist nicht tot, sondern nur wieder nach Hause zurückgekehrt, und die Weltausstellung fand 1964 in Queens statt, um vom Umstand abzulenken, daß dort eine Reihe von Untertassen gelandet ist. Erzählt wird die actionreiche Kino-Satire auf „Ghostbusters“ und „Independence Day“ aus der Perspektive zweier abgebrühter Cops (Männer in Schwarz), die einer streng geheimen Bundesbehörde angehören. Diese soll das weitgehend friedliche Treiben der Außerirdischen in Allianz mit einem interstellaren Rat für politisch verfolgte Extraterrestrier kontrollieren. Als eine intergalaktische „Riesenkakerlake“ landet und Jagd auf eine diamantgroße Minigalaxie der „Aquilianer“ macht und die Erde an den Rand des Abgrundes bringt, kommt es zum glibbrig-schleimigen Showdown, bei dem Regisseur Barry Sonnenfeld („Addams Family“ und „Schnappt Shorty“) so ziemlich alles auf die Schippe nimmt, was seit der Hochblüte des Genres auf die Leinwand kam. Invasionsängste, fliegende Untertassen und eine Reihe von furchterregend-komischen Weltraumwesen.

So hervorragend Sonnenfelds Inszenierung, die herrlich an Raumpatrollie Orion erinnernden Bauten oder die makellosen Spezialeffekte auch sein mögen, der entscheidende Trumpf von „Men in Black“ ist das brillante Starduo Jones und Smith, das mit lakonischer Coolness auf der einen Seite und laxen Sprüchen auf der anderen die Lacher auf seiner Seite hat.

Ed Solomons ausgelassene Comedy-Story berauscht sich an assoziativen Gags, der wilden Fabulierenergie von Fantasy-Märchen und stupender Zitierwut. Kaum eine Szene, die nicht an andere Filme erinnert, kaum ein Dialog, der sich nicht mit viel Sinn für die Pre-Millennium-Paranoia als ironischer Seitenhieb auf die Zeitgeschichte oder populäre Kulturphänomene verstehen ließe. Natürlich hätte die maßgeschneiderte Nummernrevue über die Begegnung mit der unheimlichen dritten Art etwas weniger kalkuliert ausfallen können, hätte man bei allem optischen Feuerwerk auf mehr Stringenz und Vertiefung achten können. So bleibt manche lakonische Bemerkung Marginalie, wischt vorbei wie die beeindruckende Schlußsequenz, in der die Kamera in rasendem Tempo von Manhattan zurück in den Weltraum zoomt, sich die ganze Galaxie in einer Murmel spiegelt, die einem Außerirdischen als Spielball dient.

(CINECITTA, ATLANTIK, ADMIRAL, AUTOKINO)

Armin Roucka

Zur offiziellen Homepage von Men in black (engl.)

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