Böse Europäer am Klavier
Äußerst simpel gestrickt:
Der Film „Peacemaker“

„Sie sind hier nicht mehr in Washington. Sie sind hier in der Realität“, warnt US-Offizier Thomas Devoe (George Clooney) die Atomphysikerin Dr. Julia Kelly (Nicole Kidman). In dem Action-Film „Projekt: Peacemaker“ sieht die Realität so aus: Im Auftrag eines von Rachegelüsten getriebenen bosnischen Politikers hat ein russischer General ein paar zu entsorgende Atomwaffen gestohlen. Die Weltpolizei USA schickt Devoe und Kelly gen Osten, um Übles zu verhindern. Doch die Spur der letzten Bombe führt schließlich ins Herz von New York.

„Projekt: Peacemaker“ ist die erste Produktion aus dem Hause DreamWorks, dem vor drei Jahren gegründeten Studio der Medien-Mogule Steven Spielberg, Jeffrey Katzenberg und David Geffen. Für 1998 ist ein Umsatz von 1,2 Milliarden Dollar geplant. Bis Ende nächsten Jahres werden voraussichtlich neun Filme der Firma in die Kinos kommen. Kunst und Kreativität – so hatte das Trio bei der Gründung des Unternehmens angekündigt – sollen bei ihnen vor Kommerz stehen.

Davon merkt man bei „Projekt: Pea cemaker“ wenig: Die mit aufwendigen Action-Sequenzen gespickte Geschichte schlachtet nicht nur zynisch den Balkan-Krieg aus, sondern ist auch noch sehr simpel gestrickt. Die Guten aus Amerika sind weitgehend reduziert auf eindimensionale Abziehbilder. Die Bösen aus Europa dürfen dafür ein bißchen komplexer sein und Gemälde sammeln oder Klavier spielen.

In ihrem Spielfilmdebüt zeigt die TV-Rgisseurin Mimi Leder („Emergency Room“), daß sie ihr Handwerk durchaus versteht: Mit ausgeklügelten Kameraschwenks und -fahrten gelingen ihr rasante Verfolgungsjagden und explosive Materialschlachten. Doch weder die technische Brillanz noch die permanent aufpeitschende, pathetisch-patriotische Musik von Hans Zimmer können die Mängel des Films verdecken. Gegen Ende schleichen sich in die Handlung auch noch so viele lachhafte Unwahrscheinlichkeiten und Klischees ein, daß man dieses erste DreamWorks-Projekt zumindest künstlerisch für gescheitert erklären muß.

(ADMIRAL, CINECITTA, ROXY OmU; Fürth: CITY)

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Gerade eben zeigte in „Air Force One“ der amerikanische Präsident höchstselbst, daß die Vereinigten Staaten ihre Rolle als selbsternannter Weltpolizist ernster nehmen als je zuvor. In dieses Bild paßt auch der Shooting-Star George Clooney mit vollem Körpereinsatz (aber ohne Ausstrahlung) gespielte US-Colonel Devoe wie ein Schlagstock auf des Feindes Scheitel. In jeder Hinsicht von einer Stabschefin (gelangweilt: Nicole Kidman) untersützt, steht in „Projekt Peacemaker“, der in vielen Punkten ärgerlichen ersten Produktion der neuen Spielberg-Film „Dreamworks“, wieder einmal nichts geringeres als die Rettung der freien Welt an.

Auf der Suche nach neuen Feindbildern ist man doch wieder bei den einstigen Lieblingsgegnern im Osten fündig geworden. Den Russen kann man eben doch nicht trauen, einige sind schlampig und inkompetent, andere drehen aus finanziellen Günden aber witzig krumme Dinger.

Ein russischer Gneral hat die kapitalistische Lektion voll begriffen und klaut zur Verschrottung freigegebene Nuklearwaffen. Einer der Sprengköpfe fällt einem bosnischen Terroristen in die Hände, der im Bürgerkrieg Frau und Tochter verlor. Mit dem Bömbchen im Rucksack treibt ihn die Rache nach New York, wo die Stadt im allgemeinen und die UNO im besondern für all das Ungemach büßen sollen.

Zu Fuß, mit dem Helikopter und dem Auto jagt das Notfall-Duo den Atomattentäter um die halbe Welt. Trotz Kamerahatz und Schnittstakkato kommt die nur mäßig spannende Handlung reichlich bleifüßig und ohne Überraschungen daher, bietet jedoch genügend Vorwände für die programmierten Höchstleistungen von Stuntchoreographen und Pyrotechnikern. Warum saß Mimi Leder („Emergency Room“) bei ihrem Kinodebut überhaupt im Regiestuhl?

Das Fazit zieht Clooney-Devoe bereits am Anfang, als er seine Partnerin aufklärt: „Die guten Jungs – das sind wir – jagen die bösen Jungs“.

Ironisch gemeint wäre es ein guter Spruch.

(Admiral, CineCittá, Autokino und – in Originalfassung – Roxy, Nürnberg; City, Fürth; Schloß-Lichtspiele, Ansbach; Bavaria Neumarkt)

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