Baz Luhrmann verfilmte Shakespeares "Romeo
und Julia" Heißes Pflaster
Die Shakespeare-Story von den mittelalterlichen Ritterduellen unter der Aufsicht eines strengen Fürsten vermittelt in der Filmadaption der Tragödie "Romeo und Julia" durch den australischen Regisseur Baz Luhrmann eine sparsam eingeblendete Fernseh-Moderatorin. Daß die Jamben Shakespeares rezitiert werden, während sich brutale, aggressive und unbeherrschte Gangs für die Capulets und die Montagues in schnellen Autos und mit schweren Handfeuerwaffen prügeln, überfahren und erschießen, bemerkt der Zuschauer nach der ersten Schlacht an einer explodierenden Tankstelle nicht mehr. Die hektische Bilderflut mit wuchtigen Action-Sequenzen erdrücken die elisabethanische Original-Sprache. Was unterscheidet bei dem schreienden, sterbenden, farbigen Mercutio (Harold Perrineau) eine Neun-Millimeter-Kugel von einem Messerstich? Die Drogenschlucker und Zuschläger aus den Nobel-Palästen haben ein ungebrochenes Verhältnis zum religiösen Kitsch. Und der diplomatische, unglücklich vermittelnde Pater zwischen dem Liebespaar Romeo und Julia hat sich ein Kruzifix auf den Rücken tätowieren lassen.
Mit Power, Drive und Tempo läßt Regisseur Baz Luhrmann das überwältigte Paar zwischen Bett, Privatsheriffs und Swimmingpool eine trostlose Zukunft planen. Das Wirtschafts-Schlachtfeld, das von Hubschraubern bewacht wird, möchte besonders der elegante, protzige Julia-Vater nicht dem einzigen Sohn der Montagues überlassen. Er befiehlt seiner Tochter nach dem Tod des kriminellen Tybald die Heirat mit einem Playboy. In Verona-Miami endet die Tragödie mit der Gift-Kiste in einer kitschigen katholischen Beton-Kirche besonders drastisch. Nachdem Romeo aus der Wüste an die Strand-Metropole und an den überladenen Sarg gelangt ist, muß sich die verzweifelte Maid mit einer Pistole umbringen. Dazu flackern zahllose Neon-Kruzifixe. Ein elegantes Melodram, das man genießen kann. HANS BERTRAM BOCK |
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