Große Gaunereien unter Freunden: „Shooting fish“ von Stefan Schwartz
Vergnügen
Schräger Witz mit Charme

Wenn die Queen nur nicht so eitel wäre! Weil Ihre Majestät sich gegen die weitere Verbreitung ihres – wie sie meint – unvorteilhaften Konterfeis auf den 50-Pfund-Noten wehrt, sollen sämtliche Scheine dieser Art aus dem Verkehr gezogen und durch neue ersetzt werden. Dieser Vorgang ist besonders dann verhängnisvoll, wenn man etwa zwei Millionen Pfund, zwanglos auf ein paar Alu-Koffer verteilt, ausschließlich in 50-Pfund-Noten in seinem Keller versteckt hält. Aber wer tut so etwas schon?

Nun: Jez und Dylan tun es. Und nicht nur das: Sie verbüßen darüberhinaus auch gerade eine Haftstrafe, kurz zwar, aber doch so lang, daß die Frist, bis zu der man die alten Scheine gegen neue umtauschen kann, bei ihrer Entlassung verstrichen sein wird. Ganz abgesehen davon, daß das Geld nicht gerade auf legale Weise erworben worden ist. Aber da ist ja noch Georgie. Sie wird den beiden helfen. Wenn auch nicht ganz so, wie sie sich das vorgestellt hatten... .

Ihr erzählt Jez (schräg: Stuart Townsend) einmal, er habe „Psychologie der Elektronik“ studiert. Was das denn heiße, will Georgie (süß: Kate Beckinsale) wissen. „Daß ich keinen Job habe“, sagt er. Ein Schicksal, das Jez nicht nur mit Dylan (smart: Dan Futterman) teilt, sondern mit Millionen von Engländern, die unter den Spätfolgen – Jez würde sie „post-apokalyptisch“ nennen – der restrikten Thatcher-Ära leiden. Darauf reagieren die (ganz) jungen britischen Filmemacher allerdings nicht mit ernster Sozialkritik oder gar Larmoyanz, sondern haben einen bisweilen wohltuend anarchischen und aggressiven Witz entwickelt.

„Shooting fish“, von einem Regisseur mit dem unenglisch klingenden Namen Stefan Schwartz, gehört sicher zu den zahmeren Exemplaren dieses vitalen Kinos – schon wegen seines moralischen abgefederten Hintergrunds: Jez und Dylan sind im Waisenhaus aufgewachsen und erleichtern nur Reiche um ihr Geld. Doch seine auf phantasievoll andere Weise genialen Protagonisten und ein Gespür für Situationskomik machen die kleine Komödie in ihren besten Momenten zu einem subtil subversiven Vergnügen. ta

 

Die Tage der ungewaschenen Kotzbrocken sind gezählt. Nach Brit-Pop-Ohrwürmern gibt's jetzt auch wieder nette Jungs in englischen Kinofilmen. Zum Start der Trendwende gleich zwei Prachtstücke aus der Ideenwelt von Stefan Schwartz (Regie/Buch) und Richard Holmes (Produktion/Buch). Sicher autobiographisch gefärbt, denn ihr „Shooting Fisch“ zeugt von gesundem Sinn fürs Geschäft.

Das bei Jez (Stuart Townsend) und Dylan (Dan Futterman) darin besteht, betuchte Mitbürger aufs Kreuz zu legen. Der introvertierte Jez liefert die technische Ausrüstung und Dylan redet die geldgeilen Opfer sturmreif. Bei einem Coup lernen sie Georgie (Kate Beckinsale) kennen, eine fixe Medizinstudentin mit einem großen Geldproblem.

Damit sind es dann drei, die in ihrer phantasievollen Bedürfnislosgkeit intensiv über Geld nachdenken. Alle drei aus verständlichen, honorigen Gründen, die sich schließlich aufs Trefflichste verbinden lassen. So ist recht vorhersehbar, wer wen oder was kriegt.

Schwartz und Holmes wollten einen Film mit positiver Ausstrahlung und sind mit ihrem trendy verpackten Märchen jeder störenden Realität aus dem Weg gegangen. Was man sich ohne weiteres gefallen ließe bei entsprechendem Einfallsreichtum. Trotz toller Schauspieler hat es aber zu mehr als einer mäßig konstruierten Gaunerklamotte nicht gereicht. –wu–

Zur offiziellen Homepage von Shooting Fish (engl. - muß man nicht gesehen haben)

Informationen zu Anfangszeiten in den Kinos

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