Hausmannskost statt Grusel Stephen Kings Roman Thinner Der Fluch |
Krumbuckelig
mit langen weißen Haaren kommt er auf die Menschen zu.
An der Nase eine unansehnliche Geschwulst und das Gesicht
mit Flecken übersäht. So sieht der Klischee-Zigeuneropa in Tom Hollands Verfilmung von Stephen Kings Gruselroman ThinnerDer Fluch aus. Die simple Geschichte von einem übergewichtigen Anwalt, der aus Unaufmerksamkeit die Tochter des Sinti-Großvaters überfährt und von demselben für diese Tat verflucht wird, bietet keinerlei Höhepunkte. Der ortsansässige Kleinstadtklüngel aus Richter und Sheriff sorgt dafür, das der dicke Rechtsverdreher ungeschoren davonkommt. Doch für diese verschwörerische Rechtsbeugung rächt sich der alte Zigeuner. Der gefräßige Anwalt Billy Halleck (Robert John Burke) bekommt eine gallopierende Magersucht angezaubert, der Richter eine krebsartige Schuppenflechte ins Gesicht und der Sheriff quält sich mit Pusteln und Geschwüren herum. Klar, daß das nicht so bleiben kann. Billy startet einen Rachefeldzug gegen die Zigeuner, damit der Alte ihn von dem Fluch befreit. Zwischen Maschinengewehrfeuer, Latexfetzen und Schweineblut verbreitet Regisseur Holland mehr Ekel als Gruseleffekte. Die mafiös strukturierte Handlung mit einem Auftragskiller, der Billy im Kampf gegen das fahrende Volk hilft, weil der ihn vor dem Gefängnis bewahrt hat, ist gut gemachte Hausmannskost. Wer die Gänsehaut früherer Stephen-King-Verfilmungen erwartet, ist in diesem Streifen fehl am Platze. Einziger Lichblick im drögen Auge-um-Auge-Spektakel sind nette kleine Seitenhiebe auf die amerikanische Gesellschaft. Sei es die Dekadenz der Upper Class mit ihren hohlen Phrasen oder die Ohnmacht der Ärzte gegenüber anspruchsvollen Erkrankungen, die über eine normale Grippe hinausgehen. Wer aufmerksam den kleinen Zynismen am Rande folgt, kann sich in diesem Grusel-Schocker auf Geisterbahn-Niveau köstlich amüsieren. (CINECITTA) rs |
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