Viel heiße Luft
Mitten in Los Angeles bricht ein „Volcano“ aus

Im Katastrophenfilm „Volcano“ liest ein U-Bahnwagenführer das Büchlein: „Wie man erfolgreiche Drehbücher schreibt“. Haben sich die Drehbuchautoren Jerome Armstrong und Billy Ray auf ihre Anfänge besonnen? Haben sie das Buch zu „Volcano“ gar in der U-Bahn verfaßt? Wir wissen es nicht. So ähnlich könnte es aber gewesen sein:

Jerome: Wo ein Vulkan steht, gibt es über kurz oder lang einen Ausbruch. Darüber wundert sich niemand. Wir brauchen etwas total Abwegiges: Wir lassen einen Vulkan mitten in Los Angeles ausbrechen!

Billy: Ein Vulkanausbruch in der Großstadt? Völlig absurd.

Jerome: Genau das werden die Experten im Film auch sagen, und nachher wird es ihnen furchtbar leid tun. Vor 50 Jahren hat es auf einem Acker irgendwo in Mexiko auch gequalmt, und eine Woche später stand da ein ganzer Berg. Du, das verwenden wir als Alibi im Dialog!

Billy: Wir brauchen natürlich jemand, der instinktiv die Warnzeichen richtig zu deuten weiß. Au ja, wir nehmen einen ganz praktischen Mann, der schlauer ist als alle Experten, und der rettet die blonde Seismologin!

Jerome: Für den Helden nehmen wir Tommy Lee Jones, der hat so eine schöne Knittervisage. Wie nennen wir ihn?

Billy: Kurz und knapp: Mike Roark. Und das Frauchen nennen wir Amy.

Jerome: Hieß so nicht dein Schwarm von der Highschool? Und die wolltest du auf Händen tragen wie ein Feuerwehrmann?

Billy: Will das nicht jeder? Was machen wir eigentlich mit den vielen Todeskandidaten?

Jerome: Ich hatte eine garstige Lehrerin – wie habe ich die zur Hölle gewünscht! Genau: Wir besetzen das erste Opfer mit so einer verhuschten Maus, dann reißt die Erde auf und sie stürzt in siedendheiße Lava!

Billy: Und das machen wir mit den anderen genauso: Die Guten sterben den Heldentod und die Bösen lassen wir qualvoll verschmoren. Hunde und Kinder sind natürlich tabu!

Jerome: Mein Nachbar hat so einen blöden Köter, den will ich. . .

Billy: Ich sagte: Hunde sind tabu! Unser Film soll doch Erfolg haben.

Jerome: Glaubst du, die Trickexperten kriegen den Vulkanausbruch auch überzeugend hin?

Billy: Weißt du noch, wie du ein ganzes Pfund Hefe in den Pizzateig gerührt hast? Weißt du, wie der Ofen explodiert ist und rotglühender Babbel durchs Treppenhaus kroch? Und wie Amy einen Schreikrampf bekam?

Jerome: Dafür habe ich Amy gerettet, und nicht du!

Billy: Mistkerl! Aber unsere Ideen hören sich ganz gut an für einen Film.

Jerome: Sei mal ehrlich: Ist das nicht alles nur heiße Luft?

Billy: Na, das reicht doch heutzutage! Reika

 

Ein Überfall von Riesenheu- schrecken in der Lüneburger Heide? Ein verheerendes Buschfeuer im Reichswald?

Nein, keine Panik, obwohl diese Szenarien auch nicht unglaubwürdiger klingen als die Story des Katastrophenfilms „Volcano“. Ausgerechnet über die Boulevards von Los Angeles (!) strömt glühendheißes Magma, vorbei an Wolkenkratzern und einer Hieronymus-Bosch-Ausstellung (!). Nach den Genre-Gesetzen muß die Lava – wo auch immer – fließen, und der Pyromane in uns freut sich.

Dramaturgisch hat Mick Jackson den eher lauwarmen Krisenplot halbwegs im Griff. Eine der Stärken Hollywoods ist es ja, aus einer Handvoll recycelter Klischeesituationen und abgenudelter Personenkonstellationen (dafür zuständig: Tommy Lee Jones als kerniger Katastrophenmanager und Anne Heche als tolldreiste Seismologin) soviel Spannung herauszufiltern, daß man zumindest kurzzeitig den hohen Veralberungsfaktor übersieht.

Im Vergleich mit dem Konkurrenzunternehmen „Dante's Peak“ der klare Punktsieger! mime

Buuuummm . . .

Flammm . . .Brenn . . .Loder!

 

 

Wer jetzt noch nicht genug hat, der soll mal auf der Homepage des Machwerkes vorbeischauen. Wir raten allerdings davon ab.

Informationen zu Anfangszeiten in den Kinos

zurück zur Titelseite

© NORDBAYERN INFONET