Sex, Lügen und Videoclips
"The way we are" - ein Großstadtreigen

Kritik aus der

Getrieben von der Sucht nach Leben, von der Gier nach Sex, Geld und einer diffusen Sehnsucht nach Glück, fressen die Menschen in Joseph Rusnaks „The way we are“ ihre Erlebnisse in sich hinein wie Bulimiker und kotzen die Folgen ihres Tuns mit mehr oder weniger Reue meist ebenso schnell wieder aus. Da ist die Straßendirne Lolita, für die das Leben wie ein Kinofilm ist – nur leider sitzt sie immer im falschen – oder der großspurige Anwalt Richard, der sein eintöniges Dasein ständig zu beschleunigen sucht. Der „Reigen“ der sich begegnenden und wieder enttäuscht verlassenden Figuren ließe sich fortsetzen. Station für Station, Einstellung für Einstellung wird eine zwar treffende Bestandsaufnahme des moralischen Zustandes der modernen Gesellschaft geliefert, orginell allerdings ist dieser Versuch nicht. Wir kennen Rusnaks Figuren und deren Schwierigkeiten aus zahlreichen Indie-Produktionen und Road-Movies, die atmosphärisch wesentlich dichter und darstellerisch weit überzeugender sind. Nur in wenigen Szenen spürt man Rusnaks Gespür für Charaktere und das morbid-zynische Potential, das im Spiel mit dem Mythos des amerikanischen Traums liegt. Am Ende aber versinkt „The way we are“ in vielen Klischees, der Geschwätzigkeit des Drehbuches und der Einfallslosigkeit des Regisseurs – Mängel, die auch die gekonnte Kameraführung mit ihren harten und schnellen Schnitten nicht wettmachen kann.

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  Kritik aus den

Der Anspruch ist hoch: Ein modernes Remake von Schnitzlers „Reigen“ hat sich Josef Rusnak vorgenommen. Das Ergebnis ließe den Dichter wohl im Grab rotieren. „The way we are“ ist ein bunter Ringelreihen von Mädels und Jungs in glatter Werbefilmästhetik. Ob Nutte oder stinkreiche Yuppie-Braut, Bodyguard der Mafia oder Boß eines Rechtsanwaltskonsortiums – das einzige, was zählt, ist Sex-Appeal. Schließlich sind wir in L.A., ziemlich oft auf dem Hollywood-Boulevard, und überhaupt sieht alles aus, wie sich klein Fritzchen Amerika vorstellt.

Der deutsche Regisseur Rusnak hechelt dem Vorbild „Short Cuts“ nach, aber er bleibt dabei so klischeehaft, daß nicht einmal die gewollte Oberflächlichkeit seiner Figuren richtig herüberkommt. Die kleine Nutte, die vom großen Schauspieler träumt, ist ein Pretty-Woman-Verschnitt, ihr Kunde, Bodyguard auf der Flucht vor den verärgerten Auftraggebern, der Quotenschwarze im dunklen Zweireiher. Seine Freundin darf als Kellnerin vom großen Glück träumen wie tausend andere Filmgirls vor ihr.

Was alle zusammenhält, sind die Bettgeschichten, die zu den langweiligsten Szenen des Films gehören. Die Dialoge erreichen mit Sentenzen wie „,Schöner Schal.' – ,Von Ralph Lauren' – ,Ich weiß.'“ ihren Höhepunkt. Was wollte uns der Filmemacher damit sagen? Keine Ahnung. Ein Werbespot, der so schöne bunte Bilder zeigt, daß man sofort die Marke vergißt, für die er wirbt.

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