Microsoft-Mitgründer Paul Allen:

Heute ist er oft ein
Konkurrent von Bill Gates

Von Tilman Streif, dpa

Vor 22 Jahren gründeten sie gemeinsam das bald erfolgreichste Softwareunternehmen der Welt, Microsoft. Bill Gates ist bis heute Chef von Microsoft, Paul Allen aber verließ die Firmenleitung 1983. Er investierte seinen Milliardenreichtum in Unternehmen, die heute oft direkt mit Microsoft konkurrieren. Und indirekt stehen die beiden ehemaligen Geschäftspartner einander derzeit sogar vor Gericht gegenüber.

Paul Allen besitzt knapp 50 Prozent der Firma Ticketmaster, die in den USA Sport- und Konzertkarten verkauft. Ticketmaster verklagte Microsoft unlängst wegen „elektronischer Piraterie“. Microsoft hatte die Online-Rechte an Ticketmaster nach zähen Verhandlungen nicht gekauft, woraufhin der Kartenvertrieb eine Verbindung mit der jungen Firma CitySearch einging.

Microsoft bot nun auf der eigenen, mit CitySearch konkurrierenden Webseite „Sidewalk“ digitale Verbindungen zum Kartenverkäufer an, was Ticketmaster-Chef Fred Rosen als „ungeheuer arrogant“ bezeichnete. „Und Paul Allen steht mittendrin in diesem Konflikt“, kommentierte die Tageszeitung „Seattle Post-Intelligencer“. Immerhin ist Allen weiterhin Mitglied im Microsoft-Vorstand und mit über 100 Millionen Anteilsscheinen nach Bill Gates der zweitgrößte Aktionär.

Kaum ein Unternehmen im Online- und Softwarebereich kann längerfristig eine Auseinandersetzung mit dem Giganten aus Redmond vermeiden. Das gilt auch für Paul Allens „Starwave“, wo kommerzielle Webseiten entwickelt werden – unter anderem eine Nachrichtenseite in Zusammenarbeit mit dem US-Fernsehsender ABC. Microsoft investierte dagegen schon 400 Millionen Dollar in MSNBC, ein Kabelfernseh- und Internetprojekt mit der ABC-Konkurrenz NBC.

Paul Allen, der auf seiner eigenen Webseite www.paulallen.com bereitwillig über seine Investitionen Auskunft gibt, besitzt unter anderem geringe Anteile an der Firma Harbinger, die Software zum Online-Shopping entwickelt, und am texanischen Unternehmen Telescan, das im Internet Geldanlage-Informationen anbietet. Microsoft ist in ähnlichen Bereichen aktiv.

Aber das Verhältnis zwischen Paul Allen und Microsoft ist nicht nur von Konkurrenz geprägt. Das Softwareunternehmen kündigte vor kurzem an, die kalifornische Firma WebTV kaufen zu wollen, einen Online-Service, der das Internet auf den heimischen Fernseher bringt. Diese Entscheidung wird Paul Allen um rund 38 Millionen Dollar reicher machen. Er hatte erst im vergangenen Jahr neun Prozent der WebTV-Firmenanteile erworben.

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