Bücherberg auf einer
15 Gramm schweren Scheibe
70.000 Seiten deutscher Literatur als elektronische Datenbank – Schnelles Auffinden von Textstellen

Frankfurt/M (AP) Mehr als 1.000 Mal taucht Berlin in einer Sammlung deutscher Literatur auf CD-ROM auf, die einen Bücherberg mit 70.000 Seiten Text auf eine 15 Gramm schwere Scheibe gepackt hat. Weimar kommt an 298 Stellen dieser literarischen Datenbank vor, Rostock achtmal und Saarbrücken nur ein einziges Mal – in Fontanes „Effi Briest“. Diese Suche nach bestimmten Orten veranschaulicht den besonderen Reiz der elektronisch erschlossenen Literatur, die nun nach persönlichen Interessen quer gelesen werden kann.

Wenn nicht das Lesen am Bildschirm so mühsam wäre, könnte der erste Titel der Reihe „Digitale Bibliothek“ mit „Deutscher Literatur von Lessing bis Kafka“ ein wahrer Freudenquell für den Bücherfreund sein. Aber die CD-ROM will die Bibliothek auch gar nicht ersetzen, sondern vor allem das Auffinden bestimmter Textstellen mit elektronischen Mitteln unterstützen. Lektor Mathias Bertram hat 58 Autoren der Zeit von 1750 bis in die 20er Jahre unseres Jahrhunderts ausgewählt, die teils mit ihrem vollständigen Werk, teils in repräsentativen Beispielen vorgestellt werden. Allein von Goethe sind neben dem vollständigen Faust mehr als 50 weitere Werke aufgenommen. Verdienstvollerweise hat Bertram aber auch weniger gut greifbare Autoren wie den Mainzer Jakobiner und Weltenbummler Georg Forster oder den Dichter Christian Fürchtegott Gellert berücksichtigt.

Nach der einfachen Installation des unter Windows 3.1 wie Windows 95 laufenden Programms taucht auf der rechten Bildschirmhälfte die erste der 70.000 Buchseiten auf. Wer mag, darf sich durch alle Seiten durchblättern – sinnvoller ist aber die Verwendung des Inhaltsverzeichnisses auf der linken Hälfte des Bildschirms, das ähnlich wie der Datei-Explorer von Windows aufgebaut ist. Über Registerkarten sind die Suchmasken des Programms schnell erreicht – bis zu 1.000 Fundstellen werden aufgelistet, wobei sich dann wohl eine genauere Eingrenzung der Suche empfiehlt. Der Text kann in beliebigen Schriftarten und –größen dargestellt werden, auch der Seitenhintergrund ist frei wählbar. Literaturfreunde oder -wissenschaftler können die Texte mit ihren eigenen Kommentaren versehen oder bestimmte Stellen farbig markieren.

Herausgebracht hat das elektronische Werk die Berliner Firma Directmedia Publishing GmbH, die auch schon für die „Reclam Klassiker auf CD-ROM“ mitverantwortlich zeichnete. Im Buchhandel ist die „Deutsche Literatur“ für 99 Mark oder 96 Schweizer Franken erhältlich. Für 50 Mark mehr gibt es die Sammlung auch auf dem noch umfangreicheren Datenträger der DVD-ROM, die zusätzlich mehr als 50 Stunden Rezitation enthält. Als zweiter Band der Reihe „Digitale Bibliothek“ ist für das Frühjahr eine Sammlung philosophischer Werke angekündigt.

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