Im Bundestag wird gern gesurft

Wie groß ist eigentlich Helmut Kohl? Solche Anfragen per Computernetzwerk Internet an den Deutschen Bundestages sind eher selten und eigentlich auch an die falsche Adresse gerichtet. Schließlich haben Parlament und Regierung unterschiedliche Adressen im weltumspannenden Netz des World Wide Web http://www.bundestag.de sowie http://www.bundesregierung.de .

Vor genau einem einem Jahr hat sich auch der Bundestag in der virtuellen Welt niedergelassen. Seitdem wurden fast 3,5 Millionen Zugriffe (pageviews) auf den Informationsrechner des hohen Hauses gezählt. Nach Aussage des Leiters des Bundestags-Pressezentrums, Hans Leptien, waren mehr als 75 Prozent deutsche Benutzer.

Grenzüberschreitende Anfragen kommen bislang vor allem von Auslandsdeutschen. Der Grund dafür ist recht plausibel: Es gibt die Parlaments-Informationen aus dem World Wide Web bisher nur in Deutsch. Aber das soll sich demnächst ändern. Geplant ist ein englisches Kurzprogramm, das über den Bundestag Auskunft gibt.

Neben dem Bereich "Abgeordnete", der per Mausklick erkundet werden kann, erfreut sich die Rubrik "Aktuelles" unter den Netz-Surfern großer Beliebtheit. Hier können Informationen wie die Tagesordnung der Sitzungen und Plenarprotokolle abgerufen werden - letztere aber noch nicht im Volltext. Ab dem 13. März wird das anders: Dann können die Bürger sämtliche Bundestagsdrucksachen von der Kleinen Anfrage bis zum Gesetz am heimischen Bildschirm durchforsten und lesen.

Viel Interesse gibt es auch am Stichwort "Infothek", wo unter anderem Material angefordert werden kann. Fast 18 000 Interessenten nutzten bislang diese Möglichkeit. Angeboten wird auch ein Online- Anmeldesystem für einen Besuch im Parlament.

Seit Mitte Februar sind drei neue Einstiegspunkte auf der Bundestags-Homepage eingerichtet - der Leitseite, von der aus verschiedene Begriffe angeklickt werden können. Dazu gehört auch die Rubrik "Europa und Internationales", unter der beispielsweise Informationen zu Austauschprogrammen abgerufen werden können. Oder auch das Stichwort "Datenbanken", hinter dem sich umfangreiche Daten zur Parteienfinanzierung und ein A-Z der Parlamentsbegriffe verbergen.

Auch wenn sich im ersten Jahr einiges auf Homepage des Parlaments getan hat, bunter sind die rund 30 000 Programmseiten nicht geworden. Nach wie vor sind sie nur selten bebildert. "Das liegt daran, daß es zu lange dauert, bis die Seiten geladen sind", bedauert Mitarbeiterin Kerstin Sieverdingbeck. "Ich bin die Briefkastentante im Internet des Bundestages", erzählt sie. Alle allgemeinen Anfragen werden von ihr persönlich beantwortet.

Eine neue Form der Öffentlichkeitsarbeit ist jeden Monat eine eineinhalbstündige Online-Konferenz. Jeweils zwei Abgeordnete beantworten direkt im Netz alle Fragen zu aktuellen Themen wie BSE, Sekten und Renten.

Bei der nächsten Runde am 19. März stellen sich ab 14.00 Uhr zwei Mitglieder der Kinderkommission des Bundestags den Fragen. Dann geht es um die Mitwirkungsrechte von Kindern in der Politik. Dazu wird auch eine bunte Seite mit einem Comic und kleinen technischen Raffinessen vorbereitet. Dieses Angebot wendet sich speziell an Jugendliche, deren Schulen ein Internet-Zugang haben.                                                                                                      dpa

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