In der Bar aufs Internet:
Cyber-Cafes werden immer beliebter

Von Otto Kuhrmeyer, dpa

Fort Worth (dpa) - Der Texaner John Hunter surft im Internet. Aber nicht etwa zu Haus, sondern im Cafe. Er sitzt mit einem Riesenglas Bier an einem von sieben Computer-Terminals, umgeben von lautem Barbetrieb, Gesprächen und Rockmusik. Neben ihm wird an kleinen Tischchen gespeist und hinter einer großen Scheibe sieht man die mächtigen Kessel, in denen Spezialbier gebraut wird.

Es ist ein typischer Abend im Szenelokal „USA Cafe“ im Zentrum der texanischen Großstadt Fort Worth. Das Lokal gehört zu der modernen Kategorie der sogenannten Cybercafes und ist ein beliebter Treff für Singles, Studenten, junge Geschäftsleute und Touristen.

Nachdem sich die Cybercafes zunächst in den Metropolen der Ost- und der Westküste ausgebreitet hatten, sind sie nun dabei, auch das Innere der USA zu erobern. Allein im Raum Fort Worth/Dallas gibt es bereits mehr als ein Dutzend von ihnen - Cafes, Bars oder Restaurants mit Computerterminals.

In den Cybercafes der 90er Jahre wird vor allem Kommunikation groß geschrieben. Das „USA Cafe“ zum Beispiel bietet in allen Ecken und Winkeln Fernsehmonitore mit diversen Programmen, von CNN bis zu alten amerikanischen Spielfilmen. Daneben gibt es Telefone, Telefaxgeräte, Stereoanlagen und natürlich die sieben nagelneunen Desktops. Das Surfen im Internet ist gratis für die Cafebesucher. Kein Wunder, daß die Terminals bis Ladenschluß um 2 Uhr morgens vollauf besetzt sind. „Das ist doch ideal hier,“ sagt Netsurfer John Hunter. „Ich habe hier am Bildschirm die Welt am Draht und bin trotzdem unter Menschen. Ich liebe die Baratmosphäre, dazu das Internet. Was kann es Schöneres geben?“

Kenner der Szene schätzen, daß weltweit bereits mehr als 1 000 solcher Cybercafes existieren, mit bis zu 60 Terminals pro Laden. In Fort Worth sieht man, wie verschieden diese Einrichtungen sein können. Da gibt es traditionelle Copyshops, die Kaffee reichen und Computer vermieten. Das kann bis zu 12 Dollar pro Stunde kosten, umgerechnet rund 21 Mark. Das „Cafe Cybre“ im Norden von Fort Worth bietet Studenten des nahen Colleges Kaffee und Kuchen sowie den Desktop für nur 4 Dollar die Stunde. Und „Rick's American Cyber Grill“ serviert Barbecue-Rippchen neben dem Keyboard. Aber selbst einige normale Restaurants sind auf die Computerwelle aufgesprungen. So bietet auch das ehrwürdige „Rodeo Steak House“ seinen Kunden inzwischen Zugang zum Internet.

Freilich ist auch eine Gegenbewegung nicht ausgeschlossen. So wie es schon in manchem Lokal oder Wartezimmer heißt: „Mobiltelefone unerwünscht“, könnte es bald auch das Schild geben: „Wir sind ein computerfreies Restaurant!“.

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