Electronic Commerce:
Handel per Internet noch am Anfang Von Martin Trautmann, dpa Unternehmen und Handel träumen von gewaltigen Umsatzzuwächsen, die Kunden vom streßfreien Einkaufen: Der Handel per Internet, der allgemein als Electronic Commerce (EC) bezeichnet wird, soll den Warenaustausch grundlegend verändern. Ob sich Unternehmen direkt an die Verbraucher (Consumer-to-Business) wenden oder mit Geschäftspartnern (Business-to-Business) Handel betreiben, spielt dabei keine Rolle: Elektronischer Handel soll fester Bestandteil des Geschäftsleben werden. Bis zum Jahr 2010 könnte der Anteil des multimedialen Einkaufs auf bis zu acht Prozent des Umsatzes des Einzelhandels wachsen; bei einem geschätzten Jahresumsatz von 1 200 Milliarden DM wären dies immerhin Waren im Wert von rund 100 Milliarden DM, so eine Untersuchung. Die Vorteile für den Kunden beim virtuellen Shoppen liegen auf der Hand: Jederzeit und sofort können Einkäufe getätigt und Preise verglichen werden. Die Navigation im übersichtlichen Angebot ist einfach, Schlangen und mürrische Verkäufer sind Vergangenheit. Vorteile ergeben sich auch für den Händler, der an eine globale Kundschaft verkauft. Allerdings befürchten Experten, daß die Markttransparenz für bisher in einem begrenzten Gebiet agierende Firmen zu mehr Wettbewerb führen könnte. Dennoch: Durch die Abwicklung der nach dem Kaufauftrag anfallenden Prozesse beispielsweise Rechnungsstellung, Fracht oder Inventur könnte der Onlinehandel nach Ansicht vieler Experten Kosten sparen und eine intensivere Kundenbetreuung erlauben. Diese wird angesichts jüngster Marketingentwicklungen immer wichtiger. Nach Ansicht von Fachleuten aus den USA liegt das Heil des Güterabsatzes in der direkten One-To-One-Kommunikation und nicht in der anonymen Ansprache eines Massenpublikums beispielsweise durch Fernsehwerbung. Der Onlinehandel bietet für die individuelle Ansprache gute Voraussetzungen: Daten können gesammelt, auf Personen zugeschnittene Angebote per E-Mail direkt verschickt werden. Zumindest für größere Unternehmen stellt sich nach Ansicht von IBM- Sprecher Hans-Jürgen Rehm die Frage, ob es einen zusätzlichen Verkäufer einstellt oder einen elektronischen Shop eröffnet. Die Karstadt AG, seit einigen Monaten mit dem virtuellen Kaufhaus My-World im World Wide Web vertreten, ist mit rund 10 000 Besuchern pro Tag durchaus zufrieden. Vor allem Computer, Musik und Bücher seien gefragt, sagt Sprecherin Svea Kordt, T-Shirts verkauften sich hingegen eher schlecht. Das wollen die Leute einfach noch einmal sehen und in die Hand nehmen. Günther Tolkmit, Marketingleiter der Walldorfer SAP AG, glaubt daher nicht an gewaltige Zuwachsraten beim Consumer-to-Business-Geschäft. Zumal, so Tolkmit, in Deutschland einfach kein Internet-Klima herrsche. Rosig sehe die Zukunft eher im Bereich des Business-to-Business- Handels aus. Allerdings beklagt Tolkmit, daß manchem deutschen Unternehmen die Risikobereitschaft fehle. Die Diskussion über mangelnde Sicherheit bei der Abwicklung von Zahlungen sei für ihn nicht nachzuvollziehen, garantiere doch auch ein Brief per Fax oder ein Telefongespräch keine hundertprozentige Sicherheit. Doch auch das US-Marktforschungsinstitut Forrester Research führte in einer Studie Gründe auf, die Skeptikern Argumente liefern: Unterschiedliche Gesetzgebung oder gar fehlende rechtliche Rahmenbedingungen, Unsicherheit über künftige Steuerzahlungen oder Urheberrechtsfragen seien durchaus kritisch zu betrachten. Aufgrund des Potentials, so Forrester Research, könne dennoch kein Unternehmen auf den Gang ins Internet verzichten. Sicher scheint, daß sich der elektronische Handel auf Dauer nur dann durchsetzen wird, wenn alle Transaktionen also auch die Bezahlung über das Internet abgewickelt und der elektronische Fluß nicht unterbrochen werden. Mit der Verschlüsselungstechnik SET (Secure Electronic Transaction) könnten Zahlungen per Nachname oder Rechnung per Post schon bald der Vergangenheit angehören. My-World- Kunden haben von der Bestellung der Software, die Kreditkartennummern verschlüsselt, bereits regen Gebrauch gemacht. |
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