Mausklick statt Augenzwinkern?

Flirten im Internet

Von Ines Treffler, dpa

Einsame Herzen treffen sich im Internet. Statt mühsam Kleinanzeigen zu studieren, alleine auf Singel-Partys rumzustehen oder sein Herz gar bei Vermittlungsinstituten auszuschütten, nutzen immer mehr Suchende in Sachen Liebe das neue Flirt-Medium Internet. Der Treffpunkt zum Flirten sind die sogenannten Chatlines. In einer Art Kommunikationspool treffen sich die potentiellen Partner online. Mehrere Internet-Benutzer können sich gleichzeitig miteinander unterhalten, elektronische Botschaften (e-mails) verschicken und eben flirten.

Ein anderer Weg, um einen Flirtpartner auf den Weiten der Datenautobahn zu finden, ist die elektronische Kleinanzeige im Internet. „Nette Studentin, fußballbegeistert, sucht nette Liberos, Stürmer und Mittelfeldspieler, die nicht im Abseits stehen. Das war der Anpfiff, Anstoß erfolgt per e-mail,“ war der Text von Bettina. Die 20jährige hat gleich zu Beginn des ersten Semesters eine Anzeige im Chatpool „Elcaf“ aufgegeben. In erster Linie war es Neugier, wer wohl antwortet und außerdem wollte ich ein paar Brieffreundschaften,“ sagte Bettina.

Rund 40 Zuschriften fand die Studentin nach drei Wochen in ihrer Mailbox, dem persönlichen Briefkasten im Internet. Als Absender mußte sie ihre e-mail-Adresse angeben, es ist allerdings auch möglich, sich eine Chiffre-Nummer geben zu lassen. „Ich habe mir dann zwei Ordner im Netz angelegt, einen für die positiven Antworten, den anderen für die negativen.“ Das Ergebnis der Aktion waren zehn Brieffreundschaften und - die große Liebe.

Eine elektronische Liebesgeschichte, die das so unromantische Medium Internet schrieb. Seit über vier Monaten sind Bettina und Andreas ein Paar, obwohl seine erste Antwort im Negativ-Ordner landete, weil sie „einfach ein bißchen langweilig und nichtssagend war.“ Nach rund 400 mails, welche die beiden von Nürnberg nach Karlsruhe und zurück schickten, haben sich die beiden getroffen und verliebt. Ein Happy-End im Internet.

Flirten auf die moderne Art kommt all denen entgegen, die beispielsweise schnell rotwerden oder so aufgeregt sind, daß ihre Hände schwitzen. Anonym hinter dem Bildschirm traut sich auch der Schüchternste den ersten Schritt per Mausklick. Das Unpersönliche der Internet-Welt lockt natürlich auch die, die direkt zur Sache kommen wollen. „Eklig, widerlich und sexistisch ist oft die elektronische Anmache,“ sagt eine Internet-Benutzerin. Ein Nachteil des Flirtens, der mit einem Mausklick behoben werden kann, denn so schnell man mit all den potentiellen Traumpartner im Netz verbunden ist, genauso schnell können die Botschaften von denen gelöscht werden, die meinen, pornographische Texte verschicken zu müssen.

Wer online flirtet, braucht nicht auf ein Augenzwinkern zu verzichten. Mit Kommas, Bindestrichen und Klammern behelfen sich die Netz-Insider und zeichnen „smilies“, kleine Gesichter, um alle Gemütslagen auszudrücken. Ein Augenzwickern für alle Flirter im Internet ist folgendes Zeichen:; -).

dpa

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