Mars macht mobil
„Pathfinder“ bricht im Internet alle Rekorde

Von Justus Demmer

Hamburg (dpa) – Die Mars-Mission der Nasa läßt nicht nur Forscherherzen höher schlagen: Tag für Tag setzen sich Millionen Nutzer des Computernetzwerks Internet rund um den Globus vor ihre Computer, um alle Details über den kleinen Mars-Roboter „Sojurner“ oder die Felsbrocken „Yogi“ und „Barnacle Bill“ zu erfahren. „Das ist nicht nur ein Meilenstein in der Erforschung des Sonnensystems, sondern läßt uns auch in Bezug auf die Internet-Nutzung in 'neue Welten' vorstoßen“, sagt Uli Köhler von der Deutschen Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt (DLR).

Bei der DLR liefen in den vergangenen Tagen die Internet-Server heiß. Vor allem deutschsprachige Internet-Surfer führten die Rechner, von denen aktuelles Material über die Pathfinder-Mission abgerufen werden kann, an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit. An einem Tag besuchen derzeit so viele „User“ wie sonst in einem ganzen Monat die DLR über das Netz, vor allem auf der Suche nach den neusten Bildern vom roten Planten.

In den USA sind die „Internet-User“ erst recht völlig vom Marsfieber gepackt. Die Nasa verzeichnet wie die Forscherkollegen vom DLR absolute Rekordzahlen bei den Abrufen ihres Internet-Angebots. Über 150 Millionen „Hits“ seit der Mars-Landung am 4. Juli wurden gezählt – rekordverdächtig. Ähnliche Zahlen verzeichnete nur der Nachrichten- TV-Sender CNN in der Nacht der vergangenen US- Präsidentschaftswahl und bei der Verkündung des Simpson-Urteils – beide Male jedoch ließ das Interesse dort schon nach kurzer Zeit wieder nach. Die Mars- Expedition macht die Internet-Nutzer aber über viele Tage hinweg mobil.

Die „Web-Master“ bei der Nasa haben dabei aus dem jüngsten Großereignis im Netz, dem Schachwettstreit zwischen dem IBM- Supercomputer „Deep Blue“ und Weltmeister Garri Kasparow, gelernt: Damals glichen sich die Wartezeiten der Surfer und die Denkpausen der Spieler immer mehr an – das Netz war häufig hoffnungslos überlastet. Um Wartezeiten zu vermeiden, hat die Raumfahrtbehörde, teilweise in Zusammenarbeit mit namhaften Computerfirmen, ihr Angebot ein gutes Dutzendmal kopiert und auf Rechnern quer über den Globus verteilt – „gespiegelt“, wie die Experten sagen.

Vom Interesse der Internet-Gemeinde am Mars profitieren jedoch nicht nur die unmittelbar Beteiligten. Große amerikanische Fernsehstationen wie ABC oder CNN – wie auch die ARD Tagesschau – widmen ganze Abteilungen ihres Auftrittes im World Wide Web ausschließlich der staubigen und felsigen Wüstenlandschaft in 190 Millionen Kilometern Entfernung.

Die Möglichkeiten zur Information sind – quer durch alle Angebote - für die Nutzer fast unbegrenzt: Kleine Filme von den Bewegungen des Rovers, animierte Panorama-Aufnahmen von der Umgebung des Landeplatzes der Sonder, Bilder über Bilder und eine kaum überschaubare Zahl von Texten warten auf Betrachter und Leser.

Angeregt von soviel Material hat das Pathfinder-Fieber inzwischen auch die „Nachrichtengruppen“, die Schwarzen Bretter des Internets erreicht. Dort wird ausführlich die Frage diskutiert, ob den nun tatsächlich ein Raumschiff auf dem Mars gelandet ist oder ob die Nasa die Welt mit Bildern aus dem Computer betrügt. Und in den „Newsgroups“ zeigt sich auch, wie schnell sich die Surfer an die neuen Möglichkeiten gewöhnt haben: Wenn die Nasa neue Nachrichten und Bilder vom Mars nur mit einigen Stunden Verzögerung ins Netz einspeist, dann hagelt es bereits Proteste.

(Die im Artikel erwähnten Internet-Adressen: World Wide Web: http://www.ba.dlr.de/ne/pe/Missions/Pathfinder/;

http://solarsystem.dlr.de/pathfinder/default.html;

http://www.nasa.gov;

http://www.abcnews.com/sections/scitech/marsorbust/mars*index.html;

http://www.cnn.com/TECH/9706/pathfinder/index.html;

Nachrichtengruppen:

sci.space.tech; sci.space.news)

dpa

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