Saddam Hussein bei
der Mutter aller Datennetze

Von AP-Korrespondent Salah Nasrawi

Seine eigene Bevölkerung läßt der irakische Herrscher Saddam Hussein nicht ins Internet, er selbst ist aber jetzt bei der Mutter aller Datennetze angekommen. Unter der Adresse http://196.27.0.22/iraq/ können Fotos des Präsidenten und biografische Informationen abgerufen werden – da letzteres „nur mit einem arabischen Betriebssystem oder einem arabischen Browser“ möglich ist, gibt es sogar einen Link in die USA, zu Microsoft.

Die irakische Homepage liegt nicht auf einem Rechner in Bagdad, sondern wird von der Jordanischen Wirtschafts- und Technologiekammer geführt. Der Inhalt wurde erstellt von der Firma Al Nahj, die von einem Palästinenser geführt wird und ihren Sitz in Bagdad hat. „Nahj Co. möchte seiner Exzellenz, Präsident Saddam Hussein zum Geburtstag gratulieren“, heißt es auf der Startseite des Internet-Angebots, das Ende April zum 60. Geburtstag des Staatschefs eingerichtet wurde. Der Präsident der Jordanischen Wirtschafts- und Technologiekammer, Ijad Awad, sagt, über die neuen Web-Seiten seien bereits mehrere hundert E-Mail-Botschaften an den Präsidenten eingetroffen, die auf Papier ausgedruckt und von einem Kurier nach Bagdad gebracht worden seien.

In Irak gibt es bislang keine Internet-Provider. Auch auf anderem Wege sind Verbindungen ins Computernetz kaum möglich, da es keine Modems gibt. Zudem gibt es nur ein schwach entwickeltes Telefonnetz.

Schon länger im Internet vertreten sind Exiliraker, die auf ihren Web-Seiten http://www.iraq.net über die Lage in ihrer Heimat diskutieren. Auch Saddam Hussein solle mit seinen Vorstellungen vertreten sein, schrieb ein Iraq-Net-Teilnehmer und fügte hinzu: „Vielleicht erreichen wir ja im Cyberspace, was wir als Volk in der wirklichen Welt ohne Töten und Unterdrückung nicht geschafft haben.“

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