House-Sound im ehemaligen Kinopalast
Diskothek „Berlin“ in Neumarkt: Lockere Atmosphäre zwischen Stein, Stahl und Glas – „Echt cool“

„Berlin“ ist eine Reise wert – erst recht, wenn es nicht nicht Hunderte Kilometer entfernt liegt, sondern mitten in Neumarkt. Dort hat nämlich vor fast einem Jahr eine Diskothek mit diesem Namen eröffnet, die sich nicht nur bei Oberpfälzer Nachtschwärmern großer Beliebtheit erfreut.

Das um die Jahrhundertwende errichtete Gebäude hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich: Hier wurden Boxkämpfe ausgetragen, später zog ein feudaler Kinopalast ein, ab 1972 wurde in plüschiger Atmosphäre kräftig das Tanzbein geschwungen. Dann taten sich im vergangenen Jahr „Schachterl“-Wirt Thomas Ehrnsberger, Michael Ötzinger und der Neumarkter Architekt Johannes Berschneider zusammen und verpaßten dem Bau ein Outfit, von dem sich mancher Nürnberger Club eine Scheibe abschneiden könnte.

Gerade Linien und ein gelungener Materialmix aus Stein, Stahl, Glas und Holz prägen die 350 Quadratmeter großen Räumlichkeiten. Das Mauerwerk wurde an einigen Stellen freigelegt, die Wände sind rot gestrichen, indirekte Beleuchtung taucht das langgestreckte Innere in ein warmes, gelbes Licht. Eine Wendeltreppe führt zur kleinen Café-Bar mit Überblickgarantie. Hier befand sich einst der Raum des Filmvorführers. An die Kino-Zeiten erinnert noch eine Sesselreihe und die Lichtkuppel.

Das Publikum ist bunt gemischt, der jugendliche Raver ist ebenso vertreten wie junggebliebene Mittdreißiger. Katrin und Tina aus Neumarkt sitzen auf einem Vorsprung, der sich an der Wand entlang zieht: „Nach Nürnberg fahren wir selten“, sagt Tina und gibt zu: „Unsere Freunde arbeiten hier.“ Marco hat da schon eine längere Fahrt hinter sich. Er wohnt in Sulzbach-Rosenberg. „Es ist echt cool hier, echt locker“, findet der 19jährige.

Nebelschwaden wabern über die Tanzfläche, rote und blaue Lichtstrahler zucken durch den Raum, baßlastiger House-Sound läßt das Zwerchfell zittern. Das DJ-Pult ist fest in Frauenhand: „Miss Distress X“ heizt den Besuchern ein mit „Burning“ von Daft Punk, „Meet Her at the Loveparade“ von Da Hool und Todd Terrys „Something's going on“.

Doch die Tanzlust der Gäste ist eher verhalten, sie pflegen heute lieber den gemütlichen Small-talk in Reichweite der stahlverkleideten Theke. Das ändert sich flugs, wenn der Amberger Sänger „Jonny Gold“ mit seinem Schlager-Repertoire auf der Bühne steht. Seine regelmäßig stattfindenden Konzerte sind nämlich schon lange im voraus ausverkauft. Das „Berlin“ (Ingolstädter Straße 6) ist Donnerstag bis Samstag von 21 bis drei Uhr geöffnet. DENISA RICHTERS

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© Nürnberger Nachrichten