Ab der zehnten Jahrgangsstufe haben die Schüler das Recht, sich mit dem distanzierten "Sie" anreden zu lassen. In vielen Schulen duzen aber in höheren Klassen die Lehrer ihre Schüler. Markus Kaiser vom Martin-Behaim-Gymnasium Nürnberg befragte Jugendliche, wie sie lieber angesprochen werden wollen.

Michael, 18: Mir geht das penetrante "Gesieze" vieler Lehrer stark auf die Nerven. Vor allem stört es, wenn ein Lehrer in einer Stunde einen siezt, in der anderen duzt. Das ist doch Schwachsinn, oder? Von einem Tag auf den anderen - sprich ab der zehnten Klasse - soll ein Lehrer nicht mehr "Du" zu seinen Schülern sagen. Irgendwie ist das typisch für unser bürokratisches Deutschland!

Bernhard, 16: Ich denke, daß es in Ordnung ist, daß die Schüler von ihren Lehrern mit "Sie" angesprochen werden. Ein Blödsinn ist nur die Ansprache wie "Haben Sie gelernt, Fischer?" Entweder ein Lehrer siezt einen und spricht einen mit dem Vornamen oder mit Herr oder Frau an. Aber nur der Nachname - das klingt blöd.

Claudia, 19: Zu diesem Thema fällt mir sofort der alte Witz ein: Ein Lehrer fragt seine Klasse, wie er sie anreden soll, und ein Schüler sagt darauf: "Du darfst uns ruhig duzen!" In wenigen Schulen ist das ja auch wirklich so, daß die Schüler auch die Lehrer duzen und natürlich umgekehrt. Das klingt einfach vertrauter. Deshalb finde ich es schöner.

Jörg, 18: Eigentlich ist das Thema ja ziemlich banal, doch viele Lehrer machen gerade am Anfang eines jeden Schuljahres ein riesiges Tohuwabohu daraus. Irgendwie ist das schon etwas peinlich, denn uns Schülern ist das doch meist gleichgültig. Ein Vorschlag wäre vielleicht: Eine Klasse, die man schon länger hat, zu duzen und die anderen zu siezen.

Peter, 18: Egal wie mich mein Lehrer anspricht, ich bekomme doch immer die gleichen Noten. Nicht, daß ich die Schule als reines Dienstleistungsunternehmen sehe, aber es ist egal, ob ich geduzt oder gesiezt werde. Auffallend ist aber, daß meist strengere und ältere Lehrer die Schüler mit "Sie" anreden, junge mit "Du".

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© Nürnberger Nachrichten 1996