Mit Mut zur Lücke
Vom Charme des Billigsamplers: Interview mit „DJ Norma“

Als „DJ Norma“ sorgt Zdenka Vajdl seit einigen Wochen in Nürnberg für Furore: Statt Vinyl gibt's CDs, nahtlose Übergänge sind Glücksfälle, auf Drum'n'Bass folgt das Biene-Maja-Lied. Zur Grundausstattung der 28jährigen gehören die „Kult-TV-Hits“ mit den Titelmelodien der Vormittags-/ Nachmittags-Serien, der „Pulp Fiction“-Soundtrack und natürlich eine „Norma“-Tüte. Immer montags bringt sie in der „Saigon“-Bar (Lammsgasse 8) CD-Spieler und Ohren der Besucher zum Glühen.

Norma, wie hat alles begonnen?

DJ Norma: Das war im Frühjahr. Die Berliner Künstlerin Betty Stürmer rief ins „Cosmo“ zur „DJ everybody“-Session, bei der jeder auflegen durfte. Da ich natürlich weder Plattensammlung noch -tasche besaß, habe ich ein paar Scheiben von meiner Mitbewohnerin Uta in eine Norma-Tüte gepackt. Kaum war'n sie drin, wurde mir klar: Ich bin DJ Norma. Ein Unisex-Name, das fand ich klasse. An diesem Abend wurde ich gleich vom „Zündfunk“ interviewt.

Was macht das Phänomen „Norma“ aus?

DJ Norma: Mein Konzept ist eigentlich, daß ich gar keins hab'. Ich lege einfach Sachen auf, die mir in dem Moment selbst gefallen und zu der Stimmung der Leute passen. Die meisten DJs geilen sich an ihrer eigenen Musik auf. Mir ist aber wichtig, daß es den Leuten gefällt, daß sie Spaß haben und schunkeln oder tanzen. Meine neueste Errungenschaft ist ein Billigsampler für 7,95 Mark. Da ist „Too shy“ von Kajagoogoo drauf und „Come on Eileen“ – eben richtig wichtige Dinge, die man haben sollte.

Du sollst schon so manchen zur Verzweiflung getrieben haben . . .

DJ Norma: Wen? (lacht) Das war bestimmt keine richtige Verzweiflung, sondern nur eine spontane Reaktion. Ach ja, da fällt mir ein Abend ein: Ich habe zuerst Warren G und Cornershop gespielt und danach die Colt-Seavers-Titelmelodie, „The Unknown Stuntman“, aufgelegt. Da hat sich ein Gast nur noch fassungslos an die Stirn getippt. Doch ich kann das machen, denn ich bin DJ Norma.

Wie reagiert die Konkurrenz? Wirst du ernst genommen?

DJ Norma: Meistens werde ich eher belächelt. Aber manchem DJ stoße ich vielleicht schon bitter auf: Sie haben jahrelang an ihrer Technik gefeilt, mußten von Club zu Club wandern. Dann kommt eine, die keine Ahnung hat, völlig unprofessionell auflegt, und die Leute steigen auch noch drauf ein. Ich sehe mich so wie Ed Wood als Filmemacher: Bei ihm hat auch das Schlechte den Charme ausgemacht.

Eine letzte Botschaft an die Welt?

DJ Norma: Nehmt das alles nicht so ernst! Denn Musik soll schließlich Spaß machen!

Interview: DENISA RICHTERS

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