Sternschnuppen oder neue Stars?
Ein Jahr danach: Siegerbands der „NN-Rockbühne“ ziehen Bilanz

Am vergangenen Wochenende war es wieder so weit: Der Endspurt der diesjährigen „NN-Rockbühne“ lockte Hunderte Besucher in den Nürnberger Musikclub „Hirsch“. Die Sieger: „Earnie's Tale“. Auch 1996 war das Finale der „NN-Rockbühne“ an Spannung kaum zu überbieten.

Über 500 Zuhörer sorgten in der „Arena“ des Großkinos „Cinecittà“ für Stimmung, als eine von vier Rockbands zum besten Newcomer in Franken gewählt werden sollte. Am Ende gab es zwei Sieger und viel Applaus für „Haddock in the Wied“ aus Erlangen und die Laufer Jungs von „Fallopian Tube“.

Doch was wird aus den Nachwuchsrockern, wenn so ein Spektakel vorbei ist? Wieder zurück in die Jugendtreffs und bei Schulpartys vor Freunden spielen? Oder steht gar die richtig große Rock-Karriere vor der Tür?

Fallopian TubeDie Erfahrungen sind bis jetzt bei den Siegern unterschiedlich ausgefallen. „Die NN-Rockbühne war für uns noch der größte Auftritt“, sagt Florian Satt. Der Bassist von „Fallopian Tube“ schwärmt immer noch von der Professionalität an diesem Abend. „Da hat vom Licht bis zum Sound und den tollen Fans alles gestimmt.“

Er und seine Band haben davon nicht nur für eine Stunde profitiert: Mit dem Gutschein von 1500 Mark konnte die erste CD produziert werden. Das noch fehlende Geld steuerten die Musiker selbst bei und einige Freunde, die helfen, Auftritte an Land zu ziehen. Dennoch: „Geld können wir mit unserer Musik nicht verdienen.“

Daß aber die Aufmerksamkeit, die so ein Newcomer-Wettbewerb erregt, eine positive Wirkung zeigt, merkten auch „Fallopian Tube“. Zumindest bei einem größeren Konzert in Erlangen spielt die Band, weil sie jetzt eben bekannter als manch andere ist. Und mit ihrer ersten CD „Global Split“ haben sie zudem eine Visitenkarte, mit der sich Veranstalter sofort ein Bild von ihrem melodiösen Hardcore machen können.

Haddock in the WiedFast schon atemberaubend ist der Aufstieg von „Haddock in the Wied“ zu den neuen Lieblingen der fränkischen Musikszene verlaufen. Schon vor einem Jahr bahnte sich diese Entwicklung an: Schließlich gewannen die fünf Erlanger neben der „NN-Rockbühne“ noch das Erlanger „Newcomer-Festival“. Auch die „Haddocks“ finanzierten sich von den Preisgeldern erst einmal eine eigene CD. „Flashbeat“ soll natürlich neben Band-T-Shirts und -Schmuck (!) bei Konzerten reißenden Absatz finden. Vom großen Geld sind auch die „Haddocks“ noch weit entfernt. „Alles geht in unsere Bandkasse. Und wenn was übrig bleibt, wird in die Band investiert.“

Zunächst standen sie aber nach dem siegreichen Finale bei ihren Freunden im Mittelpunkt. Sängerin Tanja Bickert: „Gelernt habe ich damals, daß man Zeitungsschreibern nicht zu viel erzählen darf.“ So aber wurde sie nach dem Bericht in den Nürnberger Nachrichten von ihren Mitschülern als die von einer Musikkarriere träumende Tanja veralbert.

Doch ganz so Unrecht hatte sie mit ihren Wunschvorstellungen wohl doch nicht. Denn bereits wenige Wochen nach der „NN-Rockbühne“ fand sich ein Konzertbüro, das nun die Auftritte von „Haddock in the Wied“ koordiniert. Selbst die Musiker von Frankens Folk-Rock-Export Nummer eins, „Fiddler's Green“, wurden auf die jungen Erlanger aufmerksam und engagierten sie für ihr Vorprogramm. Und auch mit Schlagerbarde Dieter Thomas Kuhn standen sie schon auf der Bühne.

Angst vor den vielen Zuhörern? Tanja Bickert und Bernd Aumüller antworten wie Profis: „Klar sind wir vor solch großen Auftritten nervös, doch auf der Bühne ist dies wie weggeblasen.“ Mit dieser Einstellung kann ja eigentlich nichts mehr schiefgehen.

STEFAN MÖSSLER

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© Nürnberger Nachrichten