Da waren's nur noch vier im Zwölfzylinder-Club

Jaguar hat seine 26 Jahre währende Zwölfzylinder-Ära beendet, mit dem Motor Nummer 161 996, eingebaut in eine Langversion der XJ-Limousine. Mit dem Ausscheiden der englischen Traditionsmarke aus dem elitären
Club der Zwölfzylinder-Hersteller schrumpft dessen Mitgliederzahl weltweit auf vier: BMW, Mercedes-Benz, Ferrari und Lamborghini.

Die Nobelkarossen der US-Marken und die japanischen Prestigeautos haben nur maximal acht Zylinder unter der Haube und selbst Rolls-Royce, die Luxusmarke schlechthin, bescheidet sich motorisch mit acht Töpfen. Vorerst noch, denn das wird sich mit einer neuen „RR“-Limousine ändern, für die derzeit der BMW-Zwölfzylinder adaptiert wird. Noch ein dickes Fragezeichen steht hinter einer V12-Limousine der Ford-Spitzenmarke Lincoln.

Dagegen wird man Volkswagen noch in diesem Jahrhundert im Club willkommen heißen können, denn Kon zernchef Piëch plaudert ja – wie berichtet – bereits offen über eine Premium-Limousine mit unter anderen V12-Triebwerk. Die 5,6-Liter-Maschine soll rund 400 PS und über 400 Newtonmeter Drehmoment leisten. Sie ist vorrangig für asiatische Märkte gedacht, auf denen, nach Piëchs Einschätzung, „der Wille nach hochentwickelten Autos ungebrochen ist“.

Dieser Volkswagen würde ein ebenbürtiger Gegner für den BMW 750i (5,4 Liter Hubraum, 240 kW/326 PS) und den Mercedes-Benz S 600 (6,0 Liter Hubraum, 290 kW/394 PS), für die weltweit einzig verbliebenen Zwölfzylinder-Limousinen. Die sportlichen Modelle der beiden deutschen Hersteller, das BMW-Coupé 850 Ci sowie das Mercedes-Coupé CL 600 und der Roadster SL 600, haben dagegen noch italienische Konkurrenz. Ferrari baut Zwölfzylinder-Sportmotoren ins 456-Coupé, in den 550 Maranello und in den F50 ein und Lamborghini powert den Diablo mit einer V12-Eigenentwicklung. Kaum ins Gewicht fallen gelegentlich auftauchende V12-Exoten, die in geringen Stückzahlen gebaut werden.

Zwölfzylinder-Limousinen sind vor allem in Deutschland, in den USA und in Japan gefragt. Der Markt ist klein und wird sich nach Aussagen von Branchengurus auch durch Neueinsteiger nicht wesentlich vergrößern. Aber er lohnt sich: Mercedes-Benz beispielsweise hat von der aktuellen S-Klasse bisher weltweit elf Prozent, das sind rund 40 400 Fahrzeuge, mit V12-Motor abgesetzt. Bei BMW lag der V12-Anteil an der neuen 7er-Reihe 1995 und 1996 bei 12 bzw. neun Prozent, das sind jeweils rund 5900 bzw. 4500 Fahrzeuge. Jaguar hingegen hat dieses Segment zugunsten des neuen Achtzylinders und einer künftigen kompressoraufgeladenen Variante verlassen, weil seit Mitte der 90er Jahre die Nachfrage in den USA und in Europa stetig zurückgegangen war. WILFRIED HIERSE

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