Der neue 911 hat nichts
an Faszination verloren

Wenn Ex-Rallyeweltmeister Walter Röhrl über den neuen Porsche 911 spricht, dann von einem „neuen Maßstab im Sportwagenbau“. Der Drift-Profi wischt damit all jenen eins aus, die den Bruch mit einer Tradition bejammern und wehklagen, der neue sei kein echter Porsche mehr, sondern ein wassergekühltes Weichei.

Wer meint, eine Diskussion wie beim Modellwechsel vom 356 zum 911 führen zu müssen, sollte den neuen „Elfer“ erst fahren – und wird dann feststellen: dieser Porsche ist nicht nur reinrassig, er ist im Vergleich zum Vorgänger das bessere Auto, weil er in den wesentlichen Disziplinen alles besser kann.

Wer nach alter LeMans-Tradition den Zündschlüssel auf der linken Seite des Lenkrads dreht, den nun wassergekühlten Sechszylinder-Boxer im Heck zum Leben erweckt und die ersten Kilometer Straße hinter sich bringt, merkt schnell: die Legende 911 ist putzmunter und sie hat nichts von ihrer Faszination eingebüßt.

Der Biß des Triebwerks – jetzt 3,4 Liter Hubraum, 221 kW/300 PS, maximal 350 Nm bei 4600/min – ist wie eh und je unübertroffen, es hängt wie kaum ein anderes am Gas und dreht scheinbar mühelos hoch. Und schließlich haben ihm die Akustiker den charakteristischen sonoren Blubber-Sound auch ohne Luftkühlung hingezaubert. In der Stadt bummelt der durchzugsstarke Motor selbst zwischen 30 und 60 km/h klaglos im dritten Gang. Ein Druck auf das Gaspedal bringt den 1320 kg schweren 911 Carrera in 5,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h (Vmax 280 km/h, EG-Gesamtverbrauch 11,8 l/100 km).

Komfortabel und sicher

Das exzellente Fahrwerk bietet – im Vergleich zum Vorgänger – einerseits einen spürbar besseren Komfort für die lange Reise, andererseits lassen sich Kurven schneller und sicherer umrunden. Die neue Mehrlenker-Hinterachse läßt den Fahrer nie über den Fahrzustand im unklaren und kündigt den Grenzbereich frühzeitig an.

Der vordere Teil der komplett erneuerten Karosserie ist einschließlich der Türen weitgehend identisch mit dem des Boxsters (der aus Marketinggründen vor dem zu diesem Zeitpunkt bereits fertigen 911er auf den Markt kam). Sie wuchs in Länge, Breite und Höhe (4,43/1,77/1,31 m), der Radstand wurde auf 2,25 Meter gestreckt. Durch die längeren Überhänge wirkt die (wesentlich steifer ausgelegte) Karosserie gestreckter, der Stauraum unter der vorderen Haube nahm zu. Im Innenraum geht es weniger eng zu, vorne gibt es mehr Beinraum, auf den Notsitzen im Fond können auch mal größere Kinder mitfahren. Die Armaturentafel präsentiert sich funktionell aufgeräumt. Die fünf ineinandergeschobenen Rundinstrumente sind dagegen eine modische Wucherung, unnötig schwer ablesbar und ein Staubfänger.

Der neue 911 Carrera wird ab Mitte Oktober zunächst als heckangetriebenes Coupé mit Sechsgang-Schaltgetriebe für 135 610 Mark und mit jetzt fünfstufiger Tiptronic für 141 170 Mark angeboten. Klimaanlage (3520 Mark) und Seiten-Airbags (1990 Mark) kosten Aufpreis. Vom alten „Elfer“ werden die Varianten Cabriolet, Targa, S4 (Allrad) und Turbo weitergebaut. nn/ph

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