Mercedes hebt den Vorhang

Über die Mercedes A-Klasse ist lange gerätselt und gemutmaßt worden. Jetzt ist Schluß mit der Geheimniskrämerei, und siehe da, das Auto, das kürzer als der Polo oder der Corsa ist, ist alles andere als ein Kleinwagen. Mit dem A revolutioniert Mercedes vor allem die Klasse der Kompaktwagen, in deren oberen Preisbereich er angesiedelt ist: ab 30 000 Mark soll der auffällig geformte Sternträger kosten, mit dem die alte Nobelmarke neue und auch jüngere Käufer gewinnen will.

Mit nur 3,59 Meter Länge beansprucht die A-Klasse soviel Parkplatz wie ein Renault 5, das Innenraumangebot entspricht jedoch, laut Mercedes, dem der C-Klasse. Es ist auch die Höhe von 1,57 Meter, die zum "Raumwunder" beiträgt: Die Insassen sitzen höher und aufrechter als in einem herkömmlichen Kompaktwagen. Das Raumgefühl eines "erwachsenen" Autos ist jedoch vorne stärker als hinten ausgeprägt.

Der Viertürer mit fünf Sitzplätzen ist variabel wie kein anderer Kompakter. Schon im Normalzustand ist der Kofferraum mit 350 Liter Volumen um 30 Liter größer als der des Golf. Die hinteren Sitze (Doppelsitz rechts und Einzelsitz links) lassen sich umklappen oder - wie auch der Beifahrersitz - mit wenigen Handgriffen herausnehmen. Bis zum 1700 Liter Stauraum sind ausreichend für Kinderwagen, zwei Fahrräder oder einen kleinen Umzug.

Möglich wird das alles, weil Mercedes vom üblichen Konzept - Motor und Getriebe vorne, Fahrgastzelle dahinter - abgewichen ist und die A-Klasse als "Sandwich" baut. Das heißt, die Passagiere sitzen auf einer sehr steif strukturierten Plattform, Motor und Getriebe liegen darunter. Das verbessert neben der Raumökonomie auch die Sicherheit. Beim seitlichen Aufprall trifft der gegnerische Pkw nicht die "weichen" Türen, sondern den massiven Zwischenboden. Und beim Frontalcrash taucht die Motor-Getriebe-Einheit nach unten weg, stellt also für die Insassen kein Verletzungsrisiko dar.

Wie bei Mercedes üblich, zählen zwei Airbags, Gurtstraffer, Gurtkraftbegrenzer und Kopfstützen zur Sicherheitsausstattung; Seiten-Airbags in den vorderen Türen gibt's auf Wunsch. Auch bei der übrigen Ausstattung wird Bewährtes fortgesetzt: es gibt die üblichen drei "Lines"; ABS, elektrische Fensterheber vorne, Servolenkung und ein "Fahrberechtigungssystem" mit Wegfahrsperre sind Serie.

Vom Start im Herbst 1997 weg stehen zwei neu entwickelte Vierzylinder-Benzinmotoren zur Verfügung, ein halbes Jahr später zusätzlich ein neuer Turbodiesel:

Im A 140 steckt ein 1,4-Liter mit 60 kW/82 PS, im A 160 ein 1,6-Liter mit 75 kW/102 PS. Mit diesen Leichtbaumotoren wird die 1020 kg schwere A-Limousine realistisch etwa sechs bis sieben Liter/100 km verbrauchen. Erst zwei Jahre später rundet der A 190 mit 90 kW/122 PS die Baureihe nach oben ab.

Ein höheres Sparpotential steckt im 1,7-Liter-Turbodiesel des A 170 TD, wahlweise mit 44 kW/60 PS oder (mit Ladeluftkühlung) 66 kW/90 PS. Dieses Triebwerk mit zukunftsträchtiger Direkteinspritzung nach dem Common-Rail-Prinzip (Kraftstoffverneblung mit ca. 1500 bar) läßt Verbrauchswerte um vier Liter/100 km erwarten.

Ihren ersten öffentlichen Auftritt hat die A-Klasse - geschlossen - auf dem Genfer Autosalon im März 1997. Reinsetzen ist erstmals auf der Frankfurter IAA im September 1997 möglich. Einen Monat später beginnt die Auslieferung an die Händler.wh/kli

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© Nürnberger Nachrichten 1996