Bahn fährt dem Auto
davon Wenn es um Fahrzeit, Kosten und Energieverbrauch geht, schneidet die Bahn im Wettbewerb mit Auto und Flugzeug streckenweise gut ab. In einem Systemvergleich hatte die Stiftung Warentest für ihr Sonderheft Fahren&Sparen bei 22 innerdeutschen Städteverbindungen untersucht, mit welchem Verkehrsmittel man zuerst am Ziel ist und wie hoch jeweils die individuellen und ökologischen Kosten ausfallen. Das Auto bietet den Vorteil, daß die Fahrt an der Haustür beginnt und exakt am Zielpunkt endet. Bahn- und Flugreisende müssen die An- und Abfahrzeiten zu den Bahnhöfen bzw. Flughäfen einkalkulieren, Flugpassagieren zudem noch die Eincheck-Zeiten. Diese Zeiten wurden ebenso berücksichtigt, wie Imbiß-, Tank- und Pinkelpausen beim Autofahrer. Nicht einbezogen werden konnten dagegen mögliche Verspätungen, wie die Warteschleifen über Flughäfen oder Verkehrsstaus. Nach diesem Vergleich ist der Zug auf
acht der 22 Strecken ähnlich schnell am Ziel wie das
Flugzeug (z. Lediglich auf fünf Strecken ist das
Auto eindeutig schneller. Dies gilt insbesondere auf der
Strecke MünchenLeipzigBerlin, auf der die
ICs streckenweise noch im Bummelzugtempo fahren. Hier
muß man allerdings differenzieren: Von München bis
Leipzig ist das Auto mit 5:00 Stunden schneller als die
Bahn mit 6:10 Stunden, bis Berlin schrumpft der
Zeitgewinn jedoch auf 25 Minuten (Auto 6:55, Bahn 7:20
Stunden). Mit dem Flugzeug reduziert sich diese Reisezeit
gar um mehr als die Hälfte: 3:10 Stunden. Bei der Energieberechnung auf der Basis Liter-Benzinverbrauch zeigte sich, daß gemessen an der Bahn das Flugzeug wie das Auto die vier- bis fünffache Energiemenge pro Person verbrauchen. Um beim Beispiel MünchenLeipzigBerlin zu bleiben: Für das Auto und das Flugzeug errechneten die Warentester 47 bzw. 42,1 Liter, für die Bahn nur 12,1 Liter. Ein grundsätzliches Problem: Entscheidet man sich für das Auto, hat dies tatsächlich den angegebenen Energieverbrauch zur Folge. Bei öffentlichen Verkehrsmitteln gilt dies nur eingeschränkt. Solange nämlich freie Plätze zum Beispiel in den regelmäßig verkehrenden Zügen vorhanden sind, kann man als zusätzlicher Fahrgast eigentlich ohne zusätzlichen Energieverbrauch mitreisen. Auch beim Kostenvergleich liegen Flugzeug und Auto über den Bahnpreisen vorausgesetzt, man veranschlagt beim Auto nicht nur die variablen Kosten wie Benzin, Reifen, Reparaturen und Wartung, sondern die Gesamtkosten, die auch Wertverlust, Versicherung und Steuer beinhalten. Dann kommen auf der genannten Strecke MünchenLeipzigBerlin für das Auto 418 Mark zusammen, für den Flug 298 Mark und für die Bahnkarte 2. Klasse 250 Mark. nn |
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