Pkw-Bestand wird sich
weltweit verdoppeln

Dem Planeten Erde steht in den nächsten 20 Jahren eine dramatische Entwicklung bevor, angesichts derer die deutsche Diskussion um den umweltentlastenden Effekt des geforderten Dreiliter-Autos erheblich relativiert werden dürfte. Rollen derzeit auf den Straßen der Welt rund 350 Millionen Personenwagen und etwa 150 Millionen Nutzfahrzeuge, so werden es um das Jahr 2020 allein 700 Millionen Pkw sein, prognostiziert Ulrich Bez, deutscher Vizepräsident des südkoreanischen Daewoo-Konzerns.

An dem mit Beginn des dritten Jahrtausends explosionsartig einsetzenden Wachstum werden die hochentwickeltenden Regionen und Länder wie Westeuropa, Nordamerika oder Japan nur noch minimal teilhaben. Der große Aufbruch ins Zeitalter der weltweiten Massen- und Vollmotorisierung wird nach Meinung des deutschen Top-Managers vielmehr in Asien, Südamerika und Osteuropa stattfinden.

Daß diese Prognose keinesfalls die spezielle Sichtweise eines Branchenaußenseiters ist, beweisen die zahlreichen Aktivitäten der zehn größten Automobilhersteller der Welt. Sie alle sind bereits auf dem Marsch nach Südostasien, Südamerika und Osteuropa – oder haben sich dort bereits niedergelassen. Überall, von Indien, Vietnam, Indonesien, vom Iran, von der Ukraine, von Usbekistan, Brasilien, China, Polen bis Rumänien, entstehen derzeit neue Autofabriken, die alle nach der Jahrtausendwende „volles Rohr“ produzieren sollen.

Südkorea, im Jahr 1954 am Ende des katastrophalen Korea-Krieges völlig ruiniert, ist ein typisches Beispiel für den Marsch eines „Entwicklungslandes“ ins moderne Industrie-Zeitalter. Kam damals auf 100 Einwohner ein Auto, so waren es 1995 bereits sechs pro Pkw. Und für Ulrich Bez wird es nur noch wenige Jahre dauern, bis die Relation von 2,5 Menschen pro Auto, wie sie in den hochentwickelten Ländern längst Realität ist, auch in seiner Wahlheimat erreicht sein wird. In Deutschland kommt bereits heute ein Auto auf zwei Bundesbürger, in den USA beträgt die Relation schon 1:1,7. Damit dürfte die physisch mögliche Sättigung weitgehend erreicht sein. Daewoo-Manager Bez erwartet deshalb in diesen Märkten nur noch ein minimales Wachstum – ganz im Gegensatz zu den explosionsartigen Zuwachssteigerungen in Fernost und Lateinamerika. kli

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