Klimaanlage ist längst
kein Luxus mehr

Immer mehr Autos fahren cool durch den Sommer

Die Klimaanlage setzt sich in Pkw mehr und mehr durch. Sie ist heute nicht nur in der teuren Oberklasse Teil der Ausstattung, sondern wird auch in Kleinwagen immer häufiger eingebaut. In den vergangenen Monaten ist zudem deutlich geworden, daß viele Hersteller als Kaufanreiz mit dem serienmäßigen Einbau einer Klimaanlage werben.

Heutzutage ist eine Auto-Klimaanlage längst kein Luxus mehr. Sie ist nach Ansicht von Medizinern mehr als nur ein Komfort-Extra. Sie dient auch der Verbesserung der Verkehrssicherheit. Grund: Dank der Klimaanlage sinkt die relative Luftfeuchtigkeit im Innenraum des Wagens auf angenehme Werte bis zu 30 Prozent. Die Passagiere fühlen sich entspannter.

Vom medizinischen Standpunkt aus gesehen haben Klimaanlagen die Aufgabe, dem Menschen eine behagliche Umgebung zu schaffen, in der er sich wohlfühlt und unbeeinflußt von negativen Klimaeinflüssen fahren kann. „So kann eine Klimaanlage einen nicht unerheblichen Beitrag auch zur Verkehrssicherheit leisten“, versichert Sportmediziner Markus Schmitt.

In den USA gehört die Klimaanlage bei allen Autos längst zum Serienstandard. In Europa ist die Einbaurate noch bei weitem niedriger. Bis 1998 soll der Anteil der klimatisierten Fahrzeuge aber auf fast 35 Prozent steigen. Die Vorteile einer Klimaanlage sind nicht allen Autofahrern bekannt:

Hohe Temperaturen im Auto vermindern die Reaktionsgeschwindigkeit und die Ausdauer des Fahrers. Die Klimaanlage ermöglicht ein komfortables, entspanntes und ermüdungsarmes Reisen auch bei hohen Außentemperaturen im Sommer.

Die Entfeuchtung der Luft in der Klimaanlage hält die Scheiben beschlagfrei.

Die Klimaanlage trägt zur Reinhaltung der Luft bei, grobe Verunreinigungen bleiben am Verdampfer hängen.

Der Bedienkomfort einer Klimaanlage ist ein Teil des Fahrkomforts. Wenn im Auto viel bedient, geregelt und eingestellt werden muß, wird die Kapazität der menschlichen Informationsverarbeitung leicht überlastet.

Die Stuttgarter Firma Behr Automobiltechnik hat eine Untersuchung des Bedienkomforts von Klimaanlagen mit 278 Personen durchgeführt. Sie mußten in verschiedenen Autos auf bestimmte Situationen reagieren und Veränderungen an der Einstellung der Bediengeräte vornehmen.

„Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Autos sind beträchtlich. Beim Einschaltvorgang der Klimaanlage liegt der Prozentsatz der richtigen Einstellungen zwischen 15 und 66 Prozent“, erläutert Hans Kampf von Behr. „Aus Sicherheitsgründen dürfen nicht alle Funktionen einer Klimaanlage automatisiert werden. Auch die Kosten stehen manchem Wunsch nach Automatisierung im Wege.“ Die wichtigste nicht automatisierbare Funktion für die Klimatisierung bleibt die Temperatureinstellung.

Behr hat ein Einfach-Bediengerät mit Automatisierung der Klimafunktionen entworfen. Die Bedienelemente (Temperatur-/Defrosteinstellung, Heckscheibenheizung) sind in ihrer Form unterschiedlich gestaltet und zusätzlich durch eine strukturelle Oberfläche blind voneinander unterscheidbar. Auf einer sekundären Bedienoberfläche, als Schublade gestaltet, sind weitere Bedienfunktionen untergebracht, die bei Bedarf eine Einstellung erlauben. „Durch die einfache Bedienung wird der Fahrer nicht überfordert und gerät nicht unter Streß“, meint Kampf. PETER HARTMANN

Um Klimaanlagen richtig bedienen zu können, sollte man sie kennen. Über die Hälfte der deutschen Autofahrer nutzt sie nicht optimal. Kein Wunder, daß sich viele über ihre Klimaanlage ärgern und Vorurteile bestätigt sehen. Doch nicht immer ist die Technik schuld, wenn es aus den Luftdüsen kalt in den Nacken bläst, meistens stimmt nur die Einstellung nicht. Ein paar Tips zur richtigen Bedienung in unterschiedlichen Situationen hat Klimaanlagenspezialist Behr zusammengestellt.

Hitzestau beseitigen (zum Beispiel, wenn das Fahrzeug in der knalligen Sonne geparkt hat): Auto erst durchlüften, dann bei geschlossenen Fenstern kühlen.

Maximale Kühlung: Auf Umluft schalten und höchste Gebläseleistung und niedrigste Temperatur einstellen, Luftverteilung auf Mittelebene (Mitteldüse).

Normalkühlung: Gebläse auf kleine Stufe, Temperatur auf Wunschtemperatur (die beste Temperatur für Autofahrer liegt bei 20 Grad), Frischluft statt Umluft.

Scheibenbeschlag beseitigen: Klimaanlage ein, Temperatur auf Maximum, größte Luftmenge, Luft zur Scheibe, Heckscheibenheizung ein.

Scheibenbeschlag verhindern: Bei naßkalter und kühlfeuchter Witterung mit Klimaanlage fahren, Luft ganz oder teilweise an die Scheibe, Heckscheibenheizung ein, Temperatur und Gebläse einstellen.

Schutz vor Abgas und Staub: Im dichten Verkehr, im Tunnel und bei stark schadstoffbelasteter Luft Klimaanlage einschalten und auf Umluft schalten. Mit Airkondition bleiben die Scheiben länger beschlagfrei.

Temperaturbereiche: Optimal sind 20 bis 23 Grad, Minimum 18 Grad. Bei häufigem Ein- und Aussteigen an heißen Tagen Temperatur auf 25 Grad anheben (große Temperaturunterschiede zwischen draußen und drinnen belasten Herz und Kreislauf).

Die Klimaanlage im Pkw ist ein Kostenfaktor. Das gilt inzwischen weniger für die Anschaffung, auf jeden Fall aber für den Betrieb, denn die Klimaanlage braucht Energie, die letztendlich aus dem Kraftstofftank kommt.

Nach Herstellerangaben verbraucht allein der Verdichterantrieb bei 25 Grad Außentemperatur 0,3 bis 0,4 Liter Kraftstoff pro Stunde. Der elektrische Leistungsbedarf und das Mehrgewicht von durchschnittlich 19 Kilogramm machen bei einem Mittelklasse-Pkw weitere 0,6 Liter Sprit je 100 Kilometer Fahrstrecke aus. Zu bedenken ist aber, daß ein während der Fahrt geöffnetes Schiebedach zusätzliche 0,2 Liter und heruntergefahrene Seitenscheiben sogar bis zu 0,5 Liter Mehrverbrauch ausmachen.

Die Hersteller der Kältemaschinen sind natürlich bestrebt, den Energiebedarf zu senken. Dazu muß die erzeugte Kälteleistung dem tatsächlichen Kühlungsbedarf der Pkw-Insassen angepaßt werden, denn in gebräuchlichen Klimaanlagen wird die Außenluft erst stark abgekühlt und dann wieder auf Wunschtemperatur aufgeheizt.

Eine weitere Sparmöglichkeit: Wird die Kühlung bei Außentemperaturen unter 10 Grad Celsius grundsätzlich abgeschaltet, fließen jährlich etwa zehn Liter Kraftstoff weniger durch den Tank. nn

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