Mercedes startet in eine neue Diesel-Ära

In spätestens drei Jahren gehören bei Mercedes-Benz die gegenwärtigen Dieselmotoren zum alten Eisen. Bis dahin sollen die aktuellen Selbstzünder durch Turbodiesel mit der bahnbrechend neuen Common-Rail-Einspritzung ersetzt werden. Deren Vorteile: sparsamer, mehr Leistung und Drehmoment bei weniger Hubraum, nicht lauter als ein herkömmlicher Vorkammer-Diesel und schadstoffarm nach D3. Leider ist das Bessere auch immer etwas teurer.

Die derzeit erkennbare Hubraum- und Leistungsspannweite: vom 1,7-Liter-Vierzylinder mit 44 kW/60 PS in der A-Klasse über den 2,2-Liter-Vierzylinder mit 92 kW/125 PS im ab Dezember lieferbaren C 220 CDI bis zum 4,0-Liter-Achtzylinder mit 175 kW/238 PS, der ab Herbst 1998 in der neuen S-Klasse eingesetzt wird. Das maximale Drehmoment dieser „Vorläufer“ der neuen Diesel-Ära bei Mercedes-Benz reicht von 180 Newtonmeter bei 1600–3200 Umdrehungen in der A-Klasse über 300 Newtonmeter bei 1800–2600 Umdrehungen in der C-Klasse bis zu 560 Newtonmeter ab 1800 Umdrehungen in der S-Klasse.

Mercedes bringt mit dem C 220 CDI den ersten Diesel-Pkw mit Common-Rail-Technologie auf den deutschen Markt. Vor dem Fiat-Konzern, der maßgeblich an deren Entwicklung beteiligt war, denn der ebenfalls mit CDI-Motoren bestückte Alfa 156 wird erst ab Januar in Deutschland ausgeliefert. Auch die anderen Dieselmotoren-Hersteller bereiten den Einsatz der neuen Technologie vor, einschließlich der TDI-Pioniere VW und Audi.

Während herkömmliche Systeme den Druck für jeden Einspritzvorgang immer aufs neue aufbauen müssen, wird er beim CDI-Motor in einer gemeinsamen Leitung (Common Rail) gespeichert und an die Einspritzdüsen der Zylinder verteilt. Der enorm hohe Einspritzdruck von über 1300 bar und die variable Steuerung des Einspritzvorgangs bewirken eine bessere Gemischaufbereitung, daher der niedrigere Kraftstoffverbrauch und die geringen Abgasemissionen. Die besondere Art der Einspritzung sorgt für eine „weichere“ und damit ungewohnt leise Verbrennung.

Der neue Vierzylinder entspricht in der Leistungsabgabe in etwa dem 2,9-Liter-Direkteinspritzer im E 290, verbraucht jedoch nur 6,1 l/100 km nach EG-Norm. Bei ersten Testfahrten erwies sich der vibrationsarme Motor als enorm drehfreudig und kraftvoll ab 2000 Umdrehungen (0–100 km/h in 10,5 Sek., Vmax 198 km/h). Er harmoniert besser mit der Viergangautomatik als dem Schaltgetriebe mit „langem“ ersten Gang. Mit dem CDI-Diesel werden die C-Limousine für 51 175 Mark und das T-Modell für 54 395 Mark angeboten; sie liegen damit preislich zwischen dem C 220 Diesel und dem C 250 Turbodiesel. WILFRIED HIERSE

E-Mail

zurück

© Nürnberger Nachrichten