Autos im Öko-Test bewertet

Der Verband der Autoindustrie (VDA) hat die Kritik des Verkehrsclub Deutschland am angeblich mangelnden Umweltbewußtsein der Branche zurückgewiesen. Die deutschen Personenwagen verbrauchten heute ein Viertel weniger Kraftstoff als vor 20 Jahren, erklärte VDA-Geschäftsführer Gunter Zimmermeyer. Darüber hinaus gebe es die feste Zusage, zwischen 1990 und 2005 den Verbrauch noch einmal um 25 Prozent zu senken.

Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) hatte – wie kurz berichtet - anläßlich der Veröffentlichung seiner aktuellen „Auto-Umweltliste“ moniert, daß es entgegen der Ankündigungen der Autoindustrie auch 1997 noch keine Trendwende zum Öko-Auto gebe. Der durchschnittliche Stadtverbrauch aller Neuwagen sei 1996 mit 9,1 Liter pro 100 Kilometer genauso hoch wie 1986. Ein Dreiliter-Auto sei vorläufig nicht zu erwarten. Darauf antwortete der VDA: Unternehmen hätten bis zum Jahr 2000 Kleinwagen angekündigt, die nicht nur eine Drei vor dem Normverbrauchswert haben, sondern auch den üblichen Kundenansprüchen gerecht werden.

Besonders schlecht schnitten bei dem Öko-Check Minivans ab, nach Meinung des Verkehrsclub Deutschland die schlechtere Wahl im Vergleich zu Kombis. Hier werde mit hohem Werbeaufwand eine künstliche Nachfrage erzeugt.

Die Einschätzung, daß sich die Top ten der „Auto-Umweltliste '97“ (siehe Tabelle) auch nur annähernd in dieser Form in der Neuwagen-Zulassungsstatistik wiederfinden, ist optimistisch, weil eben für den Autokäufer auch noch andere Kriterien ausschlaggebend sind. Ein Daihatsu Cuore auf Platz zwei mag ausschließlich unter Umweltgesichtspunkten eine gute Wahl sein, schon bei der Bewertung der Insassensicherheit gerät er gegenüber einem modernen Kleinwagen wie dem zehntplazierten Seat Arosa hoffnungslos ins Hintertreffen, von Raumangebot und Fahrkomfort nicht zu reden.

In der Kategorie Kompaktklasse wurde mit dem Golf 1.4 ein Auslaufmodell wegen der Schadstoffklasse Euro-2 um drei Plätze abgewertet, was man dem Honda Civic 1,5iLS auf Platz eins offenbar nicht übelnahm. Die Bestenliste der Kompaktwagen, auf der dem Honda der Seat Cordoba SE 1.4 und der Opel Astra 1.6 Fließheck folgen, wird spätestens im Oktober umgeschrieben werden müssen. Dann kommt der neue Golf, und zwar ausschließlich mit D3 geprüften Motoren. Eine weitere Korrektur wird im Frühjahr mit dem Start der Mercedes A-Klasse erforderlich werden. Dann dürfte auch der angesprochene Smart mit dem angekündigten Vier-Liter-Verbrauch ein heißer Anwärter auf die „Top ten“ sein. Ob sich freilich genügend Käufer für die angepeilte Jahresproduktion von 200 000 Einheiten finden lassen, das interessiert die gesamte Branche brennend.

Auch wenn der Verkehrsclub Deutschland mit seiner „Auto-Umweltliste“ das Kaufverhalten nicht wesentlich beeinflussen wird, hat die Arbeit wert, weil sie Fakten auflistet, die gerne verdrängt werden: den Ausstoß an Kohlendioxid („Treibhausgas“ CO2), die Belastung der Menschen durch Verkehrslärm und Autoabgase und die Belastung der Natur. Kontroversen sind allerdings programmiert: Während der VCD beklagt, daß die Autos immer schwerer werden, macht die Autoindustrie dafür zusätzliche Sicherheitseinrichtungen und zusätzlichen Umweltschutz verantwortlich. Und während Experten Klimaanlagen nicht nur unter Komfort-, sondern auch Sicherheitsaspekten befürworten, lehnt sie der VCD als „Energiefresser“ ab.

WILFRIED HIERSE

Die Top ten:

1. Opel Corsa Eco 1.0 12V

2. Daihatsu Cuore GL

3. Suzuki Swift 1.0 GLS

4. Fiat Cinquecento S

5. Ford Ka 1.3 50 PS

6. Daihatsu Move GLX

7. Fiat Punto 55 S

8. Skoda Felicia LX 1.3 (neue Version)

9. Renault Twingo 1.2

10. Seat Arosa 1.0

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