Leichter Panzer für den 5er BMW

Wenn Autohersteller über Insassensicherheit reden, meinen sie Unfallschutz durch Airbags, Dreipunktgurte samt Gurtstraffer und Gurtkraftbegrenzer, programmierte Knautschzonen, ABS und dergleichen mehr. Worüber sie in diesem Zusammenhang nicht so gerne reden, ist Überfallschutz durch Sicherheitsverglasung, Karosseriepanzerung und Reifen mit Notlaufeigenschaften. BMW macht da jetzt eine Ausnahme, denn die Münchner tragen ab September mit einer speziellen Version des 540i den wachsenden Sicherheitsinteressen der Kunden Rechnung.

Das gepanzerte Fahrzeug trifft nach Erkenntnissen der Münchner Autobauer auf eine rasch wachsende Nachfrage. Allein deutsche Unternehmen würden jährlich 300 Millionen Mark für den Schutz ihrer Manager im Ausland investieren. Aber auch Privatleute sind offensichtlich bereit, zusätzliche 70 000 bis 80 000 Mark in einen 540i (Listenpreis: 95 300 Mark) zu investieren, um bei Attacken mit Schlagwerkzeug, Steinen oder Faustfeuerwaffen (bis Kaliber 44 Magnum) geschützt zu sein.

Ohne Luft aus Gefahrenzone

Die „Protection“ genannte Version des Mittelklasse-5ers hat eine Sicherheitsverglasung rundum, die zum Splitterschutz im Innenraum beschichtet ist, und hochfeste Aramidfasermatten im Bereich der Fahrgastzelle, in den Radkästen, den Türen sowie in Dach und Heck. Auf Wunsch gibt es zudem eine Wechselsprechanlage, damit beim Kontakt nach außen die schützenden Seitenscheiben nicht geöffnet werden müssen. Ab Januar vervollständigen Spezialreifen das Sicherheitspaket, auf denen der Angegriffene dann noch mit maximal 80 km/h aus der Gefahrenzone fahren kann, wenn sie durchschossen und ohne Luft sind. Damit das klappt, kann man bei der BMW M GmbH besondere Fahrtechniken und das situationsgerechte Verhalten bei Überfällen trainieren.

Die Panzerung macht den 540i nur 130 kg schwerer. Um das zulässige Gesamtgewicht nicht zu überschreiten, ist er deshalb als Viersitzer konzipiert. Zu erkennen ist die Protection-Version nur bei näherem Hinsehen durch die dickere Verglasung. Handling und Fahrleistungen unterscheiden sich nur unwesentlich von der Serien-Limousine. Die Ausstattung wurde dagegen um Details erweitert, wie die Dynamische Stabilitäts Control, das elektronische Fahrwerk EDC, um eine Klimaautomatik und beheizbare Front- und Seitenscheiben vorne.

Drei-Stufen-Programm

Die leichte Panzerung ist die zweite von drei Stufen im neuen BMW-Sicherheitsprogramm. Die erste ist die Ausstattung mit einbruchhemmender Verglasung rundum, die Einschlagversuchen mit einem schweren Vorschlaghammer widersteht. Sie ist bereits für die 7er und in Kürze auch für die 5er lieferbar. Die höchste Sicherheitsstufe – Stufe 3 – bleibt dem 7er vorbehalten und entspricht weltweit bewährten Sicherheitslimousinen für extrem gefährdete Personen in Politik und Wirtschaft.

Für die bietet auch die Konkurrenz mobilen Untersatz. Mercedes-Benz baut in Eigenregie den E 420 und die S-Klasse-Limousinen 500 und 600 zu rollenden Festungen um, was je nach Vorgabe zwischen 350 000 und 900 000 Mark Aufpreis kosten kann. Audi offeriert einen gepanzerten A8, überläßt den rund 300 000 Mark teuren Umbau aber dem Spezialisten Trasco. wh

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