Kultauto Renault 4
bekommt Nachfolger

Quadratisch, praktisch, preiswert. So ist die neue Generation französischer Transporter für den Hausgebrauch. Rund vier Meter lange Hochdach-Kombis mit fünf Sitzplätzen und Stauraum für Räder, den kleinen Umzug oder den Großeinkauf. Daß dieses Konzept, das den populären Vorbildern Renault 4 und „Kasten-Ente“ von Citroën folgt, ankommt, zeigt das Beispiel Citroën. Für den ersten dieser neuen Riege, den Multispace auf der Basis des Transporters Berlingo, liegen über 5000 Bestellungen vor, die nur mit längeren Lieferzeiten erfüllt werden können.

Der Multispace, der – wie berichtet – nichts anders ist als eine aufgepeppter Version des Stadtransporters Berlingo und der deshalb auch in Zukunft nur als Zweitürer angeboten werden wird, soll vorrangig, wie auch die kommenden Modelle von Renault und Peugeot, junge Familien mit knapper Haushaltskasse und Freizeit-Aktive jeden Alters mit großem Laderaumbedarf (maximal 2,8 Kubikmeter) ansprechen.

Billiger als Transporter

Den farbenfroh ausgestalteten Vielzweck-Pkw gibt es ab 24 700 Mark; damit ist er fast 500 Mark billiger als die vergleichbare Transporter-Ausführung. Und dennoch ordentlich ausgestattet mit unter anderem Servolenkung, zwei Airbags, höhenverstellbarem Lenkrad, fünf Kopfstützen, Gepäcknetzen über den Seitenfenstern und einer Gepäckraumabdeckung. ABS, Klimaanlage und andere Komfortdetails gibt es gegen Aufpreis.

Derzeit wird der Berlingo Multispace mit einem 1,4-Liter-Benziner (55 kW/75 PS) und einem 1,9-Liter-Diesel (50 kW/68 PS) angeboten, im August folgt als flottere Motorisierung ein 1,8-Liter mit 66 kW (90 PS); gleichzeitig wird der Kasten-Kombi auch mit einem großen Faltdach lieferbar sein. Über weitere Varianten ist noch nicht entschieden. Denkbar wäre ein Pick-up, aber auch eine ei-runde Kompakt-Limousine fand als Nachfolger des 2 CV auf dem Pariser Autosalon große Zustimmung.

Daß sich mehr aus dem gemeinsamen Transporter machen läßt, der bei Peugeot Partner heißt, zeigt auch die zweite Marke im französischen PSA-Konzern. Peugeot plant, Anfang 1998 zwei „bürgerliche“ Ableger auf den deutschen Markt zu bringen, deren Motorenangebot dem von Citroën entspricht. Lediglich ein paar Anbauteile, größere Reifen und ein modifizierter Innenraum machen aus dem Partner den Rancho, der sich preislich am Berlingo Multispace orientieren dürfte. Beim Grand Raid wird mehr Aufwand getrieben, denn das obere Heckteil wird abgeschnitten und durch ein Kunststoff-Hardtop mit großen Seitenscheiben und ausklappbarem Heckfenster ersetzt. Bei Peugeot denkt man auch über eine Allradversion nach, die allerdings im Preisrahmen bleiben muß.

Den hält auf alle Fälle der Kangoo ein, vorausgesetzt, der Renault 4 der späten 90er Jahre kommt zum spekulativ genannten Einstandspreis von rund 23 000 Mark. Er ist mit 3,99 Meter der kürzeste der drei, baut nicht auf einem Stadttransporter auf, denn der folgt erst ein Jahr später, und bekommt zusätzlich zu den vorderen Türen rechts eine praktische Schiebetür. Mit 1,82 Meter überragt der Renault minimal die französischen Mitbewerber, dafür erreicht er mit 650–2700 Liter nicht ganz deren Ladevolumen. Der Gepäckraum wird wahlweise durch eine Heckklappe oder eine zweiflügelige Tür zugänglich. Die Innenraumgestaltung ist so schlicht wie beim Multispace und den Peugeot-Typen: viel Kunststoff und noch mehr lackiertes Blech.

Renault-übliche Sicherheit

Nicht gespart wird dagegen an den Sicherheitsdetails, von Fahrer-und Beifahrer-Airbag über Gurtstraffer und Gurtkraftbegrenzer vorne bis zu höhenverstellbaren Kopfstützen. Der Kangoo (sprich: Kangoh) kommt ab Januar nächsten Jahres in den Ausstattungen RN und RT nach Deutschland, wahlweise mit einem 1,2- und 1,4-Liter-Benziner (44 kW/60 PS bzw. 55 kW/75 PS) oder einem 1,9-Liter-Diesel in zwei Leistungsstufen (40 kW/55 PS bzw. 48 kW/65 PS). Dann wird sich zeigen, ob er an den Erfolg des Studenten- und Kultautos der 60er und 70er Jahre anknüpfen kann, denn allein in Deutschland wurden zwischen 1962 und 1989 mehr als 900 000 Renault 4 verkauft.
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