Bei Rauchern kracht es öfter

Raucher sind wesentlich häufiger an Verkehrsunfällen beteiligt als Nichtraucher und begehen deutlich mehr Verkehrsübertretungen, und zwar unabhängig von Lebensalter, Alkoholkonsum und Verkehrserfahrung. Das berichtet das R+V-Infocenter unter Berufung auf eine im New York State Journal of Medicine veröffentlichte Studie.

Die Gründe dafür sind physischer Natur: Rauchen bewirkt eine verstärkte Produktion von Tränenflüssigkeit. Dadurch schließen sich die Augenlieder des Rauchers häufiger, was seine Aufmerksamkeit beeinträchtigt. Durch das Inhalieren des Tabakrauchs gelangt außerdem Kohlenmonoxid (CO) in den Körper. Das verursacht in Verbindung mit Hämoglobin, den roten Blutkörperchen, eine Verminderung der Sauerstoffaufnahme. Raucher haben bis zu zehn Prozent weniger Sauerstoff im Blut als Nichtraucher - dadurch ermüden sie schneller, haben verminderte Reflexe und ein geringeres Konzentrationsvermögen.

Rauchen erhöht zugleich die Pulsfrequenz sowie den Blutzuckerspiegel und forciert die Ausschüttung von Adrenalin - alles Symptome, die den Schluß zulassen, daß Raucher stärker unter Streßeinwirkung fahren als Nichtraucher. Hinzu kommt noch eine erwiesenermaßen höhere Risikobereitschaft im Verkehr. So legen Raucher auffällig seltener den Sicherheitsgurt an.

Schließlich lenken sämtliche Handlungen rund ums Rauchen - vom Anzünden bis zum Ausdrücken der Zigarette - den Fahrer vom Verkehr ab. Kleinere Mißgeschicke wie eine heruntergefallene Zigarette oder im Aschenbecher weiterglimmende Reste zwingen den Fahrer, den Verkehr kurzzeitig aus den Augen zu lassen. Diese Momente sind gefährlich, denn ein Auto legt beispielsweise bei Tempo 50 in nur drei Sekunden 41 Meter, bei Tempo 130 über 100 Meter zurück.

Die Überzeugung, daß Raucher häufiger Verkehrsunfälle verursachen, hat einige britische Versicherer veranlaßt, nichtrauchenden Autoversicherungs-nehmern einen Rabatt einzuräumen. In Deutschland, wo seit Öffnung des Versicherungsmarktes einige Vergünstigungen angeboten werden, gibt es diesen Sondertarif (noch) nicht. nn

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© Nürnberger Nachrichten 1996