Die Rückruf-Meldungen
der Autohersteller häufen sich Die
jüngste Rückrufaktion eines Automobilherstellers findet
in den USA statt und betrifft 1,1 Millionen
Ford-Fahrzeuge, überwiegend Pick-ups und kleine
Nutzfahrzeuge. Darunter sind 13 Ford hatte bereits 1995 knapp neun
Millionen Fahrzeuge überprüft, weil Kurzschlüsse am
Zündschalter zu Fahrzeugbränden geführt hatten. Ein
halbes Jahr vorher mußten in den USA acht Millionen
Autos von neun verschiedenen Herstellern wegen Mängeln
an den Sicherheitsgurten in die Werkstätten
zurückgerufen werden. Kaum ein Autohersteller ist von Fehlern solcher Art verschont geblieben, seien sie schon bei der Konstruktion oder erst in der Produktion entstanden oder auf mangelhafte Teile von Zulieferern zurückzuführen. Und nicht immer sind die Auswirkungen so spektakulär wie die Kippneigung der Mercedes A-Klasse im Extremtest oder die Brandgefahr beim Opel Astra. Wie vielleicht noch erinnerlich: Opel mußte 1995 am Tankstutzen von 2,3 Millionen Astras eine zusätzliche Schelle anbringen, um elektrostatische Aufladungen beim Tanken zu verhindern, die bei knapp einem Dutzend Fahrzeugen Verpuffungen und Stichflammen ausgelöst hatten. Und weil man schon dabei war, wurden damals bei 1,3 Millionen Fahrzeugen auch gleich die Steckverbindungen der Airbags überprüft. Dabei ging unter, daß zur gleichen Zeit der Hauptkonkurrent VW Golfs und Jettas überprüfen mußte, weil Probleme an der Heizung dazu führen konnten, daß die Insassen heißes Wasser auf die Füße bekamen. Die Liste der Pannen ist vielfältig
und lang: Erst vor kurzem mußte Audi einen Rückruf für
900 In der Vergangenheit waren u. Der Aufwand für solche Ausbesserungsarbeiten geht in die Millionenbeträge, oft zwei-, aber auch dreistellig. Handelt es sich um sicherheitsrelevante Mängel gehen die Hersteller heute sofort in die Öffentlichkeit. Nichts fürchtet die Branche mehr als einen Imageverlust. Die Hemmschwelle für einen Rückruf, stellte denn auch der ADAC fest, ist viel geringer als noch vor ein paar Jahren. Von anderen, meist kleineren Macken ihrer Autos erfahren die Besitzer oft nie etwas, denn die werden während der vorgeschriebenen Fahrzeuginspektionen stillschweigend behoben. Die Autohersteller begründen die steigende Zahl der Rückrufe mit dem gewachsenen Verantwortungsbewußtsein was ihnen auch vom Kraftfahrt-Bundesamt bestätigt wird. Für Roswitha Mikulla-Liegert, die Leiterin des ADAC-Verbraucherschutzes, sind sie dagegen ein Hinweis auf nachlassende Qualität. Nicht nur die Qualität der zugelieferten Teile sei unzureichend, auch die Verarbeitung bei den Herstellern sei häufig schlampig, erklärte sie der Süddeutschen Zeitung. Ein anderes Kapitel sind die
konstruktionsbedingten Mängel, die sich durch die
drastische Verkürzung der Entwicklungszeiten
einschleichen. Mercedes-Benz beispielsweise hat in diesem
Jahr u. Unter dem Zwang, ständig neue Modelle
auf den Markt zu bringen, kann es dann zu folgenschweren
Vernachlässigungen kommen. Im Falle A-Klasse ist im
offiziellen Mercedes-Buch nachzulesen: Für
umfangreiche Grundsatz-Untersuchungen mit verschiedenen
Achstypen, die normalerweise bei der Konzeption eines
völlig neuen Automobils auf dem Programm stehen, fehlte
diesmal die Zeit. Daß man sich Zeit nehmen muß, um wegen Qualitätsmängeln nicht noch mehr in Mißkredit zu geraten, haben auch die Opel-Manager erkennen müsen. Sie verschoben die Markteinführung der in den USA produzierten Großraumlimousine Sintra wegen unzureichender Qualität, und auch der neue Astra soll ohne Kinderkrankheiten an den Start gehen statt ursprünglich im Herbst '97 nun erst im Frühjahr '98. Qualität vor Quantität verspricht auch VW-Chef Piëch. Er hatte deshalb die Passat-Produktion in der Anlaufphase gedrosselt und die Einführung des Passat Variant verschoben. Und er läßt wegen der genannten Nachbesserungen den neuen Golf IV derzeit nur mit der halben geplanten Tagesproduktion anlaufen. WILFRIED HIERSE |
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