Herbe Kritik an der Autozuverlässigkeit

Im Vorfeld ihrer Glanz-und-Gloria-Schau IAA bekommen die Automobilhersteller von ihren Kunden die Leviten gelesen. Die Stiftung Warentest hatte Autobesitzer um detaillierte Auskunft zum Thema „Autozuverlässigkeit“ gebeten und jetzt die Auswertung von 14 000 Fragebogen veröffentlicht. Das Ergebnis läßt an den Qualitätsaussagen der Autohersteller zweifeln, denn viele Autobesitzer üben herbe Kritik. Allerdings: die Markentreue kommt durch den Ärger mit den Schwachstellen der Autos kaum ins Wanken.

„Verblüfft“ hat die Auswerter, daß sie bei neuen Fahrzeugen des Jahrgangs 1996 in vielen Baugruppen mehr Mängel fanden als bei den 1994/95 (in Klammern) erstmals zugelassenen Autos. Mit den Bremsscheiben hatten 24 Prozent bereits im ersten Jahr Probleme; daß es in den Jahrgängen 1994/95 sogar 33 Prozent waren, dürfte – so die Warentester – kein Trost sein. Mängel am Bremskraftverstärker hatten 10 Prozent (3), am Anti-Blockier-System 8 (4). Schwierigkeiten mit der Achsgeometrie hatten 24 Prozent (20), mit der Lenkung 21 Prozent (11), mit dem Auspuff 17 Prozent (6), mit dem Getriebe 31 Prozent (26) und mit der Kupplung 31 Prozent (37). Defekte an den Scheinwerfern reklamierten 18 Prozent (13), an der Innenverkleidung 21 Prozent (14) und an den Sichergheitsgurten 13 Prozent (10). Die Liste der Beanstandungen reicht weiter von der Zündung (26 bzw. 13 Prozent) über die Diebstahlsicherung (26 bzw. 13 Prozent) bis zu allgemeinen Motorproblemen (38 bzw. 30 Prozent).

Dauerärger mit Kleinteilen

Bestimmte Mängel gehören offenbar zum Auto, kritisieren die Warentester. Diesen meist Kleinteilen werde zuwenig Beachtung geschenkt: Dichtungen, Manschetten, Kabel und Stecker. Sie sind keineswegs immer Verschleißteile, sondern stören den Betrieb bereits in neuen Fahrzeugen. Gefordert wird von den Autobesitzern mehr Sicherheit – bei den Importmarken ist diese Quote höher als bei deutschen Herstellern –, weniger Kraftstoffverbrauch – davon sind alle Automarken ähnlich stark betroffen –, bessere Ausstattung und ein besseres Preis-/Leistungsverhältnis – hier sind die Adressaten vornehmlich die deutschen Autohersteller.

Gemessen an den alltäglichen Klagen über die Qualität, kommen die Autowerkstätten erstaunlich gut weg: 30 Prozent der Umfrageteilnehmer äußerten sich „sehr zufrieden“ über den Service, 52 Prozent sind „zufrieden“. 89 Prozent lobten die Freundlichkeit der Mitarbeiter und das präzise Einhalten von Terminen. 86 Prozent waren mit der Zuverlässigkeit bei der Reparaturausführung „sehr zufrieden“ oder zumindest „zufrieden“. Kritik gab es dagegen an den Kosten und den spärlichen Erläuterungen zu den Reparaturen.

Mängel und unerfüllten Wünschen zum Trotz halten viele Autobesitzer ihrer Marke die Treue, vorausgesetzt sie heißt Mercedes-Benz (8 Prozent Abwanderer), Audi (10), VW und Toyota (je 11), BMW (12), Volvo und Mazda (je 13). Unter den Opel-Fahrern zweifeln 23 Prozent am Werbespruch „Wir haben verstanden“ und wollen sich bei der Konkurrenz umsehen. Dem Versprechen „Ford. Die tun was.“ wollen 26 Prozent künftig nicht mehr vertrauen. Am Ende der Skala: Seat wollen 33 Prozent und Fiat 34 Prozent der Kunden untreu werden. wh

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