Besser gewappnet gegen Aids Im Kampf gegen Aids haben Wissenschaftler erste bedeutende Erfolge erzielt. Kombinationen verschiedener Medikamente können die Ausbreitung des HI-Virus im Körper stark eindämmen - in einigen Fällen sogar fast ausmerzen. Ein Mittel aus der Krebstherapie vermag das von HIV geschwächte Immunsystem wieder aufzubauen. In ersten Tests gewannen Patienten die Kraft zur Abwehr von Krankheiten zurück. Doch das Virus mag zwar an Schlagkraft einbüßen, locker läßt es noch lange nicht. Rund 8500 neue Opfer befällt der Aidserreger täglich in aller Welt. Etwa 1000 von ihnen sind Kinder unter 15 Jahren. Die Hälfte aller Neu-Infizierten ist jünger als 25 Jahre. Der Anteil von Frauen liegt weltweit bei 42 Prozent - und er steigt weiter. Bei acht Millionen Menschen hat das Virus die Oberhand gewonnen: Sie leiden unter den Symptomen von Aids. Wer reich ist und im "richtigen" Teil der Welt lebt, gewinnt durch die neuen Therapien Zeit. Doch so begünstigt sind die wenigsten. Der überwiegende Teil der HIV-Infizierten lebt in Afrika. Aber auch in Südostasien steigt die Zahl der Betroffenen. Mit ihrem Welt-Aids-Tag am Sonntag, 1. Dezember, fordern die Vereinten Nationen Solidarität und Hilfe für alle Opfer der globalen Aids-Epidemie. Das sind nach offizieller Schätzung 22 Millionen HIV-Infizierte. "Eine Welt - Eine Hoffnung" heißt das diesjährige Motto des Gedenktages, unter dem im Juli auch schon der 11. Welt-Aids-Kongreß in Vancouver (Kanada) stand. Dort hatten mehr als 15 000 Experten und Betroffene aus 125 Ländern vorsichtigen Optimismus verbreitet. Vielversprechend ist vor allem die Entdeckung körpereigener Abwehrstoffe gegen den Aidserreger. Drei solcher Chemokine sind bisher bekannt. Sie könnten die erste biologische Therapie ermöglichen, die einen größeren Effekt und weniger Nebenwirkungen als bisherige Behandlunsmethoden verspricht. Gleichzeitig stellen die Chemokine nach der langen und fruchtlosen Vakzin-Suche erstmals einen wirksamen und gleichzeitig ungefährlichen Impfstoff gegen HIV in Aussicht. Wichtig sind auch neue Mittel, mit denen sich Frauen beim Geschlechtsverkehr vor einer Infektion schützen können, auch wenn ihr Partner kein Kondom benutzt. Die HIV-zerstörenden Cremes und Gels werden in einigen Jahren erwartet. David Ho vom Aaron-Diamond-Aidsforschungszentrum in New York prüft sogar schon Heilungschancen für Infizierte. Mit einem hochdosierten Cocktail aus Aidsmitteln - im Frühstadium der viralen Ansteckung "serviert" - glaubt er, alle infizierten Zellen im Körper innerhalb von zwei Jahren zerstören zu können. Seine Erkenntnisse sind allerdings umstritten. dpa
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