Tierkreiszeichen stimmen
längst nicht mehr

Für Auswirkungen der Planeten auf das Schicksal gibt es
keine wissenschaftliche Erklärung

VON RAINER KAYSER

Rund ein Viertel der Bundesbürger ist überzeugt, die Stellung der Gestirne zum Geburtszeitpunkt habe einen Einfluß auf den Verlauf ihres Lebens. Die Astrologen-Zunft beruft sich auf ein Jahrtausende altes Wissen, dessen Ursprung sich im Dunkel verliere. Natürlich, schon vor Urzeiten haben die Menschen voller Ehrfurcht zum Himmel aufgeschaut.

Auch der Stellung der Gestirne wurde eine Bedeutung zugemessen, ein Fingerzeig der Götter auf das künftige Schicksal. Horoskope für einzelne Personen entstanden aber erstmalig in spätbabylonischer und hellenistischer Zeit - und damals wurden auch die heutigen Regeln zum Erstellen von Horoskopen erfunden: Sie beruhen nicht auf Erfahrung und Beobachtung, sondern auf einfachen Analogien.

Der Merkur, als Beispiel, hat als innerster Planet unseres Sonnensystems die kürzeste Umlaufzeit, er ist der schnellste Planet. Und er ist nur kurzzeitig am Morgen- oder Abendhimmel zu erspähen. Im Regelwerk der Astrologie taucht er daher als Symbol für Geschäftigkeit und Nervösität auf.

Da die Planeten unsere Sonne in einer Ebene umkreisen, findet der Lauf von Sonne, Mond und Planeten, vom Erdboden aus betrachtet, in einem schmalen Streifen des Himmels statt, dem sogenannten Tierkreis.

Taumelnde Erde

Nun steht die Erdachse nicht senkrecht auf der Ebene der Planetenbahnen, sondern um einen Winkel von etwa 23 Grad geneigt - sonst gäbe es keine Jahreszeiten. Mond und Sonne zerren an der Erdachse und versuchen sie aufzurichten. Das Resultat: Die Erdachse taumelt, und damit verschieben sich über Jahrtausende hinweg die Jahreszeiten.

Da die Astrologen ihre Tierkreiszeichen aber weiter unverändert mit dem Zeichen des Widders beginnen, stimmen Sternbilder und Tierkreiszeichen heute längst nicht mehr überein. Besonders bemerkenswert ist ein wissenschaftlicher Test, den der Physiker Shawn Carlson von der Elite-Universität im kalifornischen Berkeley im Jahre 1985 durchführte.

Für 116 Personen wurden zunächst von Psychologen nach einem Standardverfahren Persönlichkeitsprofile erstellt. Nach einem von den beteiligten Astrologen akzeptierten Verfahren wurden weiterhin Geburtshoroskope für diese Personen berechnet. Die Astrologen bekamen dann - natürlich anonymisiert - jeweils das Geburtshoroskop und das Persönlichkeitsprofil einer Testperson, sowie zwei zufällig ausgewählte Persönlichkeitsprofile präsentiert.

Etwas bescheiden hatten die Astrologen im Vorwege entschieden, eine Trefferquote von über 50 Prozent sei bereits als Erfolg zu werten. Tatsächlich erreichten sie lediglich noch bescheidenere 34 Prozent - eine rein zufällige Auswahl liefert im Mittel 33)/w Prozent Treffer!

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