Bei Erkältung hilft Bettruhe

Bei naßkaltem Winterwetter haben Erkältungskrankheiten Hochsaison. Vielen Menschen fehlt jedoch die Zeit, ihren Schnupfen auszukurieren. Sie rufen nach Soforthilfe und behandeln Triefnase, Kopf- und Gliederschmerzen mit Grippemiteln aus der Apotheke. Rückfälle und sogar eine Verlängerung der Plagen können die Folgen sein. Ärzte raten daher, einfachen Erkältungen mit klassischen Hausmitteln und viel Ruhe zu Leibe zu rücken.

Jeder Deutsche leidet durchschnittlich mindestens einmal im Jahr unter einer Erkältung. Auslöser sind meist Viren. So bewohnen die sogenannten Rhinoviren beinah jede Nase - normalerweise richten sie jedoch keinen Schaden an. Der Schnupfen bricht erst aus, wenn die Körperabwehr geschwächt ist. Die Viren können dann leicht die Nasenschleimhaut angreifen und sich vermehren. Übertragen werden sie hauptsächlich durch direkten Kontakt wie Küssen oder Händeschütteln, seltener durch Niesen oder Anhusten.

Zur Behandlung von Schnupfen, Husten und Heiserkeit gibt es zwar viele Medikamente. Keines bekämpft aber die Ursache der Krankheit. Die meisten gängigen Arzneien gehen die verschiedenen Beschwerden mit einem Wirkstoffmix an. Allerdings ist in den Kombinationspräparaten die Konzentration der einzelnen Bestandteile Experten zufolge oft zu schwach. "Empfehlenswert sind Medikamente mit nur einem Wirkstoff", sagte Ulrich Hagemann vom Bundesinstiut für Arzneimittel und Medizinprodukte (Berlin). Das gelte auch für homöopathische Produkte.

Darüber hinaus können manche Medikamente die Erkältung sogar verlängern. Hustendämpfer können beispielsweise dafür sorgen, daß die Erreger länger im Körper bleiben als nötig: Im zähen Schleim in Lunge und Bronchien stecken viele Schnupfenviren. Die Hustendämpfer verhindern, daß diese abgehustet werden. Auch Nasensprays können den Schnupfen verlängern, wenn sie die Schleimhäute abschwellen lassen. Denn gerade die erweiterten Blutgefäße in der Nasenschleimhaut sorgen dafür, daß mehr Blut und damit auch mehr Abwehrzellen an den Ort der Infektion gelangen können.

In den meisten Nasensprays und -tropfen stecken nach Untersuchungen des Magazins "Öko-Test" (Frankfurt) zudem Stoffe, die abhängig machen und die Nasenschleimhäute zerstören können. So würden beispielsweise sogenannte Sympathomimetika bei längerem Gebrauch unentbehrlich, weil die Schleimhäute immer stärker schwellen und das Mittel immer öfter genommen werden muß. Bei vernünftiger Anwendung sind sie Hagemann zufolge jedoch ungefährlich: "Ernsthafte Einwände gegen diese Schnupfenmittel gibt es nicht, vorausgesetzt sie werden nur kurzfristig genommen."

Wer seinen Schnupfen mit der "chemischen Keule" behandelt, kann Fachleuten zufolge auch leicht einen Rückfall erleiden. Die Medikamente unterdrücken häufig die körpereigenen Abwehrmechanismen. Ärzte raten daher beim Kampf gegen die Schnupfenviren zu den alten Hausmitteln: heißer Kräutertee, warme Vollbäder und Bettruhe.

Im Schlaf kann sich der Körper auf die Abwehr der Viren konzentrieren, weil viele andere Körperfunktionen auf Sparflamme laufen. Erkältete sollten auch möglichst viel trinken und Halsschmerzen und Heiserkeit mit Kamillendampfbädern und warmen Halswickeln bekämpfen.

Gegen Fieber eignen sich kalte Wadenwickel. Auch Bewegung an der frischen Luft aktiviert die Abwehrkräfte. Experten warnen allerdings vor Übertreibung. Die Kranken sollten nicht versuchen, den Schnupfen beim Sport auszuschwitzen, weil Überanstrengung das Immunsystem schwächt. dpa

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