Mancher Slogan täuscht

Holzspielzeug muß nicht automatisch umweltfreundlich sein

VON HEINZ WRANESCHITZ

"Holzspielzeug ist umweltfreundlich" - "Zurück zur Natur": Mit solchen Werbeaussagen versuchen gerade deutsche Spielzeugfirmen, das Plastik wieder aus den Kinderzimmern zu verdrängen. Doch oft stimmt dieser Spruch mit der Realität der Produktion nicht überein.

Holzspielzeug wird erst durch umweltbewußtes Management umweltverträglich: Ein Gesamtkonzept von Einkauf über Produktion bis hin zum Vertrieb ist hier notwendig. Daß dies nicht zum Verlust von Marktanteilen führen muß, zeigen viele mutige Beispiele. Teilweise werden erhebliche Anstrengungen unternommen, um die Aussage "Holzspielzeug ist umweltfreundlich" durch Öko-Management im Betrieb zu untermauern. Bloß wasserlösliche Lacke zu verwenden, reicht allerdings nicht aus.

Keine Gefahr

Das CE-Zeichen, das Europäische Spielwarensiegel, wird beim Spielzeugkauf heute bereits von fast allen Eltern ebenso vorausgesetzt wie das GS für geprüfte Sicherheit: Die GS-Prüfungen werden durch anerkannte Institute wie TÜV Rheinland oder LGA Bayern durchgeführt und dokumentieren, daß die Spielwaren keine Gefahr für die Kinder darstellen.

Doch im Zuge steigender allgemeiner Umweltbelastung und ständig zunehmender Allergieraten werden für die Eltern auch andere Qualitätsmerkmale immer wichtiger, Lösungsmittelfreiheit der benutzten Lacke beispielsweise. Durch den ständig zunehmenden Straßenverkehr spielen jedoch auch andere Umweltaspekte eine immer stärkere Rolle: So fragen Eltern inzwischen des öfteren nach der Herkunft der verwendeten Hölzer.

Doch noch immer gibt es Spielzeug aus Tropenholz: Die Rodung des Regenwaldes einerseits und die Zunahme des Lkw-Verkehrs zwischen den Häfen und den Produktionsstätten andererseits sind die Folgen.

Die Härte und Beständigkeit von Teakholz spielt bei vielen Kinderspielzeugen keine Rolle. So heißt es in Prospekten der Dinkelsbühler Gefrei bei Puppenbetten oder -laufställen denn auch: "Fichte massiv, unlackiert". Wobei die Feststellung wichtig ist, "das Holz stammt aus Franken".

Bauklötze oder andere Babysachen müssen höheren Ansprüchen genügen: Um zu vermeiden, daß die Kleinsten Splitter herausbeißen können, wird gerne Hartholz verwendet. Doch auch dafür reichen heimische Sorten aus: "Wir nehmen Buche aus dem Oberpfälzer Bayerwald", vermeldet Heros aus Lam stolz. Ein wichtiges Verkaufsargument, das auch in der Werbung herausgestellt wird.

Noch weiter gehen einige Hersteller aus der oberfränkisch-thüringischen Spielzeugregion um Coburg. Für Elka beispielsweise, vom fränkischen Küps ins thüringische Mupperg übergesiedelt, sind CE, GS oder Europanorm EN 71 selbstverständlich. Doch neben Automatisierung zog in die neue Produktion umweltverträgliche Technik ein.

Einige Beispiele: Der Löschteich mit Regenwasser stellt als Biotop einen Lebensraum für verschiedene Tiere und Pflanzen dar. Der überschüssige - natürlich wasserlösliche - Lack wird aufgefangen und nach Aufbereitung wieder der Lackierung zugeführt. Die fertigen Produkte werden nicht in Kunststoff, sondern in wiederverwertbarer Wellpappe versandfertig gemacht.

"Und natürlich stammt das Holz, Buche und Fichte, aus fränkischen Wäldern", sagt Christian Murrmann, kaufmännischer Leiter von Elka. Für die Holzabfälle gibt es gleich im Betrieb die sinnvolle Verwendung: in einer Späneheizanlage mit Abgasfilter verbrannt, stellen sie die umweltverträgliche Wärmevesorgung des Betriebs sicher.

Bereits seit über 10 Jahren liefert Haba aus Rodach bei Coburg "aus eigenem Antrieb" seine Produkte ohne Plastikhüllen aus. Auch bei diesem Betrieb mit 600 Mitarbeitern sind Hölzer aus Steigerwald und Spessart ebenso normal wie Restholzverwertung, Wasserlacke, Wasserbeizen und Regenwassernutzung. Wenn möglich, sind Kinderwerkbänke oder Spielzeugtruhen nicht lackiert, sondern gewachst. Und mit solchen naturbelassenen Spielwaren hat Haba nicht nur Erfolg bei den Kunden: Das Geschicklichkeitsspiel "Karambolage" aus Naturholz, Bindfaden und Karton erhielt 1995 den Kritiker-Sonderpreis "Kinderspiel des Jahres".

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© Nürnberger Nachrichten 1996