Warum Brot immer
auf die Butterseite fällt

Murphys Gesetz konnte jetzt mit physikalischen Methoden
nachgewiesen werden

Ob das gerissene Schnürband vor einem wichtigen Wettlauf, der Kleingeldengpaß in der Telefonzelle oder die Reifenpanne in der abgelegensten Gegend: Jeder hat schon einmal mit Murphys Gesetz, "Immer wenn etwas schiefgehen kann, dann geht es auch schief", Bekanntschaft gemacht. Die naturwissenschaftliche Anerkennung der Theorie ließ bislang jedoch auf sich warten. Professor Ian Stewart, Mathematiker an der Universität von Warwick (Großbritannien), bewies im Fachmagazin Spektrum der Wissenschaft diese Weisheit nun mit Hilfe physikalischer Gesetze zumindest für einen Teilbereich - das Butterbrot.

Ergebnis: Vom Tisch rutschende Toastscheiben landen im gesamten Universum bevorzugt auf der Oberseite. Daß es sich dabei stets auch um die gebutterte Seite handelt, ist physikalisch völlig unerheblich.

Bereits in den späten vierziger Jahren hatte der amerikanische Luftwaffenoffizier Ed Murphy das Gesetz aufgestellt. Solange die Theorie existiert, gibt es jedoch auch Zweifler. Erst 1991 hatte der Moderator einer britischen Fernsehshow versucht, Murphy vor laufenden Kameras zu widerlegen. Er warf 300 Toastscheiben in die Luft und beobachtete ihre Landung. Ergebnis: Die gebutterte Seite traf ebensooft auf den Teppich wie die fettfreie.

Falsch angelegt

Doch das Experiment war offenbar falsch angelegt. Wichtigster Einwand: Normalerweise wirft niemand beim Frühstücken Toastscheiben in die Luft, das gebutterte Weißbrot rutscht meist versehentlich über die Tischkante. Während aus Hüfthöhe geworfene Weißbrotscheiben zu etwa 48 Prozent auf der Butterseite landen, verschmieren über die Tischkante gerutschte Toasts in 78 Prozent der Fälle die Auslegeware. Das ergaben Untersuchungen der Frauen-Universität von Mississippi in Columbus (USA).

Das Phänomen beruht auf einfachen physikalischen Gesetzen. Befindet sich der Schwerpunkt der Toastscheibe jenseits der Tischkante, fällt das Brot rotierend zu Boden. Nur wenn sich die Schnitte schnell genug dreht, schafft sie einen vollständigen Salto. Nach physikalischen Bezeichnungen kommt eine Drehung um etwa 180 Grad mit Abstand am häufigsten vor. Folge: Die Oberseite erreicht zuerst den Boden, das Fett verschmiert den Teppich. Wer Murphys Gesetz umgehen will, muß an einem drei Meter hohen Tisch frühstücken.

Stewart hält noch einen weiteren Praxistip bereit: Droht der Toast vom Tisch zu rutschen, kann ein kräftiger Stoß oft noch den Teppich retten. Die Weißbrotscheibe fliegt dann wie ein Geschoß von der Unterlage und landet in unveränderter Orientierung auf der Auslegeware.

Doch der Fall einer Weißbrotscheibe ist kein zufälliges Zusammentreffen von Toastgröße, Tischhöhe und Erdschwerkraft, sondern gehorcht einem universellen Gesetz. Die Rotation der Scheibe hängt zwar von der Tischhöhe, aber nicht von der Schwerkraft auf einem Planeten ab. Auf dem Mars würden sich Fallen und Kippen der Schnitte nur etwas langsamer abspielen. (dpa/fwt)

E-Mail

zurück zur Titelseite NN

© Nürnberger Nachrichten 1996