Viele Tote durch Creutzfeldt-Jakob-Krankheit? Nach Prognosen britischer Wissenschaftler werden in Großbritannien jährlich mehrere hundert Menschen an der mit der Rinderseuche BSE verwandten Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJD) sterben. Die neuen Schätzungen stammen von der CJD-Überwachungsstelle an der Universität Edinburgh, der renommierte Experten im Auftrag der Regierung angehören. In der von der Tageszeitung "Independent" verbreiteten Information wird dabei ein direkter Zusammenhang mit dem Genuß von BSE-verseuchten Fleischprodukten hergestellt. Personen, die in den 80er Jahren viele Hamburger gegessen hätten, seien besonders gefährdet, soll es demnach in der Studie der Wissenschaftler für die nächste Ausgabe des Wissenschaftsmagazins "Lancet" heißen. Die erwartete Zahl der Todesopfer soll bis etwa 2003 ihren Höhepunkt erreichen und dann abfallen. Die Schätzungen liegen unter den schlimmsten Epidemieprognosen bestimmter Experten, übertreffen aber Annahmen der Regierung über das Risiko von BSE- verseuchten Fleischprodukten oder Schlachtabfällen für die menschliche Gesundheit. Die Übertragbarkeit der Rinderseuche auf den Menschen ist noch nicht eindeutig bewiesen. Eine im Oktober veröffentlichte britische Studie hatte den Verdacht aber erhärtet. Forscher hatten eine starke Ähnlichkeit zwischen den wahrscheinlichen Erregern von BSE (Prionen) und denen einer neuen Form der CJD beim Menschen festgestellt. Die Überwachungsstelle in Edinburgh stützte sich bei ihren Berechnungen auf die Zahl von bisher 14 tödlich ausgegangenen Fällen der neuen Variante von CJD bei jüngeren Patienten. Einer der Autoren, Professor James Ironside, sagte der Zeitung: "Zum Glück ist dies nicht das von einigen vorausgesagte Szenario vom Jüngsten Tag, wonach die britische Bevölkerung dezimiert würde. Es sieht eher danach aus, daß die Summe von Fällen über die gesamte Spanne der Krankheit in die Hunderte und nicht in die Tausende gehen wird". dpa |
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